Serena

Ob ausgegoren oder nicht, der wichtigste Konflikt in diesem Film von Susanne Bier nach einem Drehbuch von Christopher Kyle auf Grundlage des Romans von Ron Rash ist der einer Frau, die nach einer Totgeburt keine Mutter mehr werden kann. Ihr Ehemann hat aus einer Beziehung vor dieser Ehe einen Jungen, Jacob.

Allerdings tun weder Buch noch Regie sich groß mit Konfliktbewältigungsstrategien auseinandersetzen oder tüfteln. Sie orientieren sich am tierischen Beispiel, mit dem der Film anfängt und auch aufhört, bei der Jagd nach dem Puma, bei der es heißt, vorsichtig zu sein, damit der Puma nicht den Jäger jage. So viel Verlass, das zeigt die Inszenierung von Anfang an, ist auf Susanne Blier. Es kommt nichts Unerwartetes hinzu. So wirkt die Inszenierung eher wie auf Stelzen, immer einen Tick zu überdeutlich, zu lang der Blick von der Frau, die keine Mutter mehr werden kann, zu der Frau, die bereits den Sohn hat.

Hier gibt es keinen Spielraum für Nuancen, für Interpretationen, für Verhandlungen; entweder erledigst du den Puma oder er dich. Damit diese etwas einfache Moral, die sich nicht tiefer mit den Charakteren, die ihr Vorspiel tragen, beschäftigt, doch einigermaßen verdaulich wird, hat Frau Bier am Anfang des Filmes und zwischendrin Stimmungsbilder aus den „Smoky Mountains“ in Nordcarolina eingefügt, das Setting als Entschuldigung.

Bradley Cooper ist der erfolgreiche Unternehmer George Pemberton, der Holz abbaut und hochfliegende Pläne zum Raubbau in Brasilien hat. Sein Erfolg ist allerdings bedroht durch Aktivisten, die in diesem Gebiet einen Nationalpark ausweisen wollen, und durch einen verräterischen Mitarbeiter, der die häufigen Todesfälle beim Baumfällen und durch Klapperschlangen ans Licht der Öffentlichkeit bringen will.

Gegen die Klapperschlangen hat die bei einem Pferderennen als Teil der feinen Gesellschaft aufgetauchte Hollywood-Vamp-Blondine Serena (Jennifer Lawrence) die Idee mit dem abgerichteten Adler. Auch weiß sie sehr genau, wo der Schlag gegen einen zu fällenden Baum zu führen ist, um nicht zu viel Abfallholz zu produzieren. Das ist ein neckischer Gegensatz, einerseits vollkommen kitschiges Püppchen von Frau, die so überhaupt nicht in die raue Holzfällergesellschaft hineinpasst, die andererseits geschäftlich schnell die Hosen anzieht. Mit so einer attraktiven Frau und dem entsprechenden Hauptdarsteller müssen alle Viertelstunden kleinere Sex- und Liebesszenen eingefügt werden, das verlangt vermutlich das Kommerzdepartement einer solchen Produktion.

Gut zu wissen: Pumas fressen von ihrem Opfer das Herz zuerst.
Auch eine Jagdunfallgeschichte.

Der Nachteil der kristallklaren Erzählweise von Susanne Blier ist der, dass sie ebenso die Untiefen der Erzählung glasklar zum Ausdruck bringt wie den Kitsch. Als ob sie uns das Buch in großen Lettern durchbuchstabiere und und zusätzlich noch unterstreiche, ohne einen Unterschied zu machen zwischen Billig und nicht Billig dieses intendierten Gefühlskinos.

Zum Ende wird mehrspurig Horror-Action eingeführt, in parallelen Strängen sind Leute mit Waffen hintereinander her oder auf der Flucht voreinander. Da spielt der Knautschgesicht-Sheriff, Toby Jones, mit.

Philosphieren könnte man ausgehend von diesem Film vielleicht zum Thema Mutterschaft, Herrschaft, gnadenlose Herrschaft.

Und wenn sie alle tot sind, dann ist das Drama aus.

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