Die Boxtrolls

Das Problem bei dieser animierten 3-D-Monster-Grusel-Geschichte scheint mir, sind die Schachteln und die Verschachtelung. Eine Schachtel ist etwas Abstraktes, Eckiges, Auf- und Zuklappbares, Zusammenpressbares. Die Schachtel ist lediglich die Kiste. Aus der vielleicht ein Zaubereffekt kommen kann. Hier sind allerdings die titelgebenden Figuren, die Boxtrolls, solche Schachtelmonster, die ganz harmlos und fleißig sind, die Extremitäten und einen Kopf, gar einen Fischkopf ausfahren können, um dann wieder die leblose Schachtel zu spielen.

Man könnte diese Schachteln als reduzierte Modelle von Kakerlaken-Panzern sehen. Von ihrem Wesen her könnten die Boxtrolls also in der Nähe von Schachteln und Kakerlaken angesiedelt werden. Das Wesen von Schachteln, was ist das? Denn die Boxtrolls sind harmlose Wesen, sind Massenerscheinungen. Sie werden von den Menschen denunziert. Sie leben in der Unterwelt, in der Kellerwelt.

In der menschlichen Oberwelt gibt es wiederum zwei Abteilungen, das Bürgertum der verschachtelten, mittelalterlichen Stadt um Lord Portley-Rind und die Monsterjäger um Archibald Snatcher, der noch dazu ein Varieté-Doppelleben führt. Er will einerseits die Anerkennung der bürgerlichen Welt, nämlich einen weißen Hut (nun ja, vermutlich das, was heutzutage ambitionierte Akademiker als Doktorhut sehen), denn er und seine Spießgesellen tragen rote Hüte. Er macht nächtens mit einem Gefährt, was wie ein futuristisches Skelett von Maschinenmensch-Roboter aussieht, Jagd auf die Boxtrolls. Um die Jagd zu legitimieren, die Stadt vor der Gefahr zu reinigen, muss er diese erst heraufbeschwören und in Umlauf setzen, was für Monster diese Schachtelfiguren seien. Snatcher hat bereits den wichtigen Tüftler Mr. Trout in seinen Gewahrsam gebracht, der hängt sei Jahren mit schweren Eisenketten gefesselt kopfüber von der Decke.

Es gibt zwei Nachwuchsfiguren, ein Mädchen, das Töchterchen des Lords und den einsten gestohlenen Sohn von Mr. Trout, Eggs, der mit einer Schachtel um die Brust herumläuft und meint, er sei ein Boxtroll, wie Mogli im Dschungel meint, er sei ein Wolf, aber schachtelweise. Die jugendliche Unschuld und Liebe wird allmählich den Nebel der Verschachtelungen in der Erwachsenenwelt und der Denunziation der Schachtelwelt lichten. Bis dahin ist viel Käse durch die Käsestadt Käsebrücke geflossen. Snatcher hat eine Käseallergie. Das Genre wechselt von der Monsterparodie zum todernsten Monsterfilm zur Opernparodie mit musikalischen Nummern und die Geschichte erhält durch die deutsche Synchro einen Zacken zu viel preussischen Schneids, als dass die womöglich beabsichtigte Haltung, hey, wir machen hier jetzt ganz lustig einen auf Monsterfilm und amüsieren uns darüber, snobbishly, verloren geht.

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