Monsoon Baby (TV, BR)

So sieht es aus, wenn das öffentlich-rechtliche Fernsehen seinen Zuschauern (Durchschnittszuseheralter über 60!) Leihmutterschaften in Indien madig machen will (Drehbuch: Andreas Kleinert und Florian Hanig, Regie: Andreas Kleinert, Redaktion; Cornelia Ackers).

Im Folgenden stehen am Zeilenanfang die ungefähren Minutenzahlen im Film.

1 – 5 Stimmungsbilder aus Kalkutta: Indien ist laut, chaotisch und lärmig. Chaos. Nina und Mark in diesem Chaos.
5 Das Thema Leihmutterschaft wird in einem Gespräch des Ehepaares Nina und Mark mit indischer Ärztin, die in Heidelberg studiert hat, eingeführt.
7 Das Paar erklärt in einem Gespräch, was es alles versucht hat, um Kinder zu kriegen. Casting der Leihmütter.
10 Probleminfo: in Indien ist Voraussetzung Heirat. Darauf Heiratsantrag von Mark an Nina im Pool.
13 Samen- und Eierentnahme.
15 Indische Heiratsfolklore. Minutenlang.
17 Warten während Transfer. Nina: Man muss mindestens 5 Liter Wasser trinken am Tag bei der Hitze (und kurz darauf) ich hasse meinen Körper.
19 Nina: ich hoffe, das ist das letzte Mal, dass das passiert ist. Befruchtung über Monitor. Ein Berg Bargeld wechselt den Besitzer. Muss vom Klinikchef nachgezählt werden.
20 Leihmutter bekommt ein Ticket. Ärztin zu Spendern: Sie können jetzt Ihre Flitterwochen machen.
21 Folklore. Nina und Mark beobachten eine glückliche Familie. Tourismusfilm. Minutenlang.
Nina und Mark liegen nackt im Bett und träumen vom Kind.
23 Besprechung mit Frau Doktor: herzlichen Glückwunsch, Sie sind schwanger. Julia Jensch, sie spielt die Nina, probt den ersten Gefühlsausbruch.
24 Folklore: Markt (zuhause erzählen wir nichts); so wird unser Kind riechen, voll nach Indien. Indischer Bub läuft durchs Bild.
25 In Deutschland mit Mama und Familie vorm Computer. Fotos von Hochzeit.
26 Info Schwangerschaft an die Familie.
27 Mark hat zum Vortäuschen der Schwangerschaft Monatsbäuche besorgt. Ehekrach, Nina will nicht so tun, als ob sie schwanger sei. Ich zieh so einen Faschingsscheiß nicht an.
28 Foto aus Indien.
29 Nina probiert den falschen Bauch an. Ehekrach wegen Bauch zieht sich minutenlang hin; sie fängt an zu saufen, betrinkt sich öffentlich, wird auffällig.
32 Nina offenbart sich der Kollegin; indische Frau bekommt mit meinen Eiern geschwängert vom Samen meines Mannes ein Baby. Aufklärung über Verbot in Deutschland, Strafbarkeit. Kollegin: Warum hast du mir das nicht gleich erzählt. Heulanfall von Nina, weil ich Angst hatte. Muss ausdiskutiert werden. Minutenlang. Theatralisch übertrieben. Ich will kein fremdes Kind, ich will mein Kind.
35 Nina mit dem Bauch an der Hand durch die deutsche Nacht, dazu Zitharklänge.
36 Trautes Gespräch von Nina und Mark über die Vergangenheit und die Beziehung im Bett. Minutenlang. Vielleicht kann man auch glücklich sein, wenn man nicht alles bekommt, was man sich wünscht.
38 Da schau her: Mark hat einen Beruf, arbeitet in einer Schreinerei. Die haben Ärger, stecken in der Scheiße.
38 Jetzt singt Julia Jentsch „der Mond ist aufgegangen“ am PC (immer müssen sie singen „Der Mond ist aufgegangen“, wenn sie nicht mehr weiter wissen in der Hochkultur).
39 Nina möchte zum ungeborenen Baby zurück nach Indien.
40 Skype mit der indischen Doktorin. I cannot hear you.
41 Nina besucht ihren Papa im schicken Landhaus, Architekturprunkstück aus Glas und Beton. Mir fehlt nur das Geld für die Reise. Beide hocken am Computer.
42 Nina mit ihrem Vater über das Geheimnis. Wiederholung: Gegensatz zwischen Kalifornien und Kalkutta in Bezug auf Leihmutterschaft.
43 Skype, Nina kann nicht mit der Leihutter sprechen. Ich hab keine Lust zu kochen.
44 Besprechung mit Mark, dass sie nach Indien zurück will. Ausgeschlossen, Geld verdienen, Arbeit machen. Ich hab das Geld. Du warst bei deinem Vater. Wir hatten eine Abmachung. Minutenlange Auseinandersetzung mit Mark über Reise nach Indien und die wirtschaftlichen Probleme. Theatralisch.
46 Nina verreist.
47 Nina ist wieder in Indien im Verkehrschaos, Taxe, Hupen, Stimmung, Hotel. Stromschlag.
49 Nina bringt Geschenke und einen Regenmantel in die Klinik und begegnet Shanti, der Leihmutter.
50/51 Shanti möchte gehen. Misstrauen. Shanti sei eine gute Leihmutter, sie möchte ihren Sohn sehen, sagt die Ärztin, die in Heidelberg studiert hat. Die Leihmutter wirkt verstört, unglücklich. (Das ist ein Culture-Clash, die reiche Deutsche mit ihren Geschenken und die verstörte Shanti, kurz wird der Film interessant.) Vielleicht könnte ich mich nützlich machen, ich bin Krankenschwester. Wir können immer Hilfe gebrauchen.
52 Nina arbeitet jetzt in der Klinik. Folkloreeinsprengsel. Shopping. Ein Fahrrad.
53 Nina auf dem Fahrrad im indischen Verkehrschaos.
54 Nina beobachtet Leihmütter, im Hintergrund, Tonspur: „der Mond ist aufgegangen“. Verkehrschaos. Tourismus-Folklore.
55 Nina hilft bei der Geburt von anderem Leihkind. Übertrieben. Viel Geschrei. Die Spender-Eltern schauen zu.
56 Glückliche Eltern halten ihr Kind von Leihmutter.
57 Folklore, Rikschas, Nina spaziert, Folklore, Tempelklänge, minutenlang und Flirt mit badendem Inder. Lehnt Anruf ab.
60 Telefon von Nina in Indien mit Mark in Deutschland über eine indische Göttin, die mit dem Thema zu tun hat, Menschenopfer. Sag mal, wo treibst du dich eigentlich rum, das gefällt mir gar nicht, dass du um diese Zeit alleine durch Kalkutta streifst. Keine Ahnung wo ich bin. Orientierungssinn abhanden, seit sie ihn kennt, er verfolgt ihre Handyortung am Computer, hilft ihr das Hotel suchen. Minutenlang.
63 Shanti wird vor Spital von ihrem Mann geschlagen. Nina greift ein. Ehekrach in indischem Straßenlärm. Folklore durch Verfolgung. Nina hinter Shanti und Mann her. Slum-Folklore. Müllfolklore. Minutenlang Elendsfolklore und Familiendrama in Slum.
65 Shanti hat Unterschrift von Mann gefälscht, er weiß von nichts.. Großer Gefühlsausbruch von Nina. (Da kommt immerhin ein Problem an den Tag, das ist kurzfristig spannend; ein Gewissenskonflikt deutet sich an). Wenn er es erfährt, wird er sie verstoßen und das Geld ist weg. Dann müssen wir jetzt zur Polizei gehen. Wir müssen sie als vermisst melden. Weiterer, gekonnt abgerufen gespielter Gefühlsausbruch von Julia Jentsch. Sie können jemanden nicht als vermisst melden, der noch nicht geboren ist. (Julia Jentsch hat immer den perfekten Gefühlsausbruch parat. Denn vom Film her sind die gar nicht vorbereitet.) Dann muss sie wieder ins Telefon heulsusen.
68 Und ich heul, weil ich nicht weiß, wo unsere Tochter ist.
69 Mutter von Mark möchte wißen, was los ist. Nina sucht Shanti gegen Trinkgelder. Folklore.
71 Mark trifft Nina in Indien mitten in Kalkutta. Wir müssen sie suchen. Lass uns mit ihrem Mann reden. Wir können nicht hier rumsitzen und nichts tun. Minutenlang.
73 Ich weiß jetzt wo Shantis Mann arbeitet. Suchen, Textilidustrie-Folklore, das sind zu viele.
74 Verfolgungsjagd Mann vonn Shanti.
75 Die Polizei im Haus von Shanti. Der Mann liegt am Boden und wird von Polizisten brutal mit den Füßen getreten.
76 Bakshish für den Polizisten.
77 Eisenbahnfahrt ins Dorf der Leihmutter, Folklore. Weißt du, was ich die ganze Zeit gedacht habe, was wenn unser Kind hier aufwachsen würde, wenn wir hier aufgewachsen wären. Minutenlang, Zug, Boot, Dorf.
78 Sie haben Shanti gefunden. Sie liegt krank auf dem Bett; Untersuchung durch Frau Doktor, die in Heidelberg studiert hat.
79 Notversorgung; Fruchtblase vor zwei Tagen geplatzt. Minutenlang, Shanti schreit.
80 Das Kind lebt noch (und wie füllen wir die letzten zehn Minuten des Filmes?)
81 Messer für Kaiserschnitt, drastisch,
82 Nina vor Hütte hält Baby in Arm.
83 Baby waschen, Baby schreit.
84 Die tote Mutter wird auf Boot gefahren; am Ufer sitzen Nina und Mark wie Maria und Josef mit Kind. Besinnliche, indisch angehauchte Musik setzt ein.
85 Auf deutschem Konsulat in Kalkutta Kind anmelden wollen. Plumpe Belehrung durch Konsularbeamten.
86 Kein Stempel. Leben Sie doch einfach weiter als Familie in Kalkutta.
87 Taxi, will nach Hause.

Dieser Fernseh-Themenfilme kann nicht glaubwürdig darstellen, warum eine gnaze Filmcrew für längere Zeit auf Kosten des Zwangsgebührenzahlers nach Indien fliegen muss, um dann jede Menge die Geschichte des Filmes und die Gedankenentwicklung zum Thema in keiner Weise förderndes Bildmaterial zu schießen.

Wenn es nämlich dem Sender allein um die Brisanz des Themas gegangen wäre, so wäre das viel billiger im Studio zu haben gewesen. Statt Reisen nach Indien hätte eine kurze Comciskizze oder eine Bildtafel genügt: Indien. Und die Gespräche von dort, die Szenen von dort hätten auch hier gespielt werden können, von mir aus im Sari. Dann hätten sich die Autoren auch gründlich mit den Figuren ihrer Portagonisten befassen und diese untersuchen und spannend gestalten können. Billiger und bequemer ist es aber, Indien-Folklore zu fotografieren statt Charakteranalyse von Hauptfiguren zu betreiben.

Oder sie machen einen richtigen Spielfilm draus, der in seiner Handlung, möglicherweise als ein Spannungsmittel eine Leihmutterschaft enthält.
So aber ist es halbe halbe und gar nichts, es wird viel zu viel überflüßig, stereotyp Bekanntes aus Indien erzählt, minutenlang, was mit der Thematik gar nichts zu tun hat, was nur erzählt, dass man auf Gebührenzahlerskosten in Indien gedreht habe.

Moral: hütet Euch vor Leihschwangerschaften in Kalkutta, es ist zu laut, zu folkloristisch, zu chaotisch, zu stressig dort, darum spende nie Deinen Samen oder Deine Eier einer indischen Leihmutter, denn diese sind unzuverlässig; sie betrügen ihre Ehemänner.

Fette Rote Karte des Zwangsgebührenzahlers, der nicht nachvollziehen kann, warum er sich von seinem knappen Budget für derlei noch den Rundfunkbeitrag absparen soll.

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