Die innere Zone

Ein SciFi-Roadmovie mit attraktivem, handverlesenem Team in das innerste der Gewissenheiten oder in eine zugemauerte Vergangenheit in einem unteridischen Stollen.

Anlass für diese filmkünstlerisch rundum stimmig erzählte Geschichte ist ein Vorfall von vor über 50 Jahren in der Schweiz, ein Unfall bei einem unteriridschen Atomversuch. Dort soll heute Jeanette Hain als Frau Dr. Marta Alina Recherchen anstellen im Auftrag eines Dr. Abramowitsch, Heinrich Rolfing mit schlohweißem Haar in einem utopischistisch-futuristisch gestylten Büro.

Wie überhaupt die Installationenen der Innenräume an Kunstinstallationen erinnern. Der Weg durch die verlassenenen Räumlichkeiten, Stollen, Experimentierräume, Lagerhallen ist wie eine Führung durch die Abteilung einer Dokumenta, die immer wieder unterbrochen wird von den Erinnerungen von Marta, oft ist sie dann ganz in signalrot gekleidet. Bei ihr müssen sich beim Aurora-Experiment vor zwei Jahren durch einen Sauerstoffmangel bedingt gewisse Differenzen zwischen der Wahrnehmung der realen Welt und der Echos, der Erinnerungen, entwickelt haben.

Schön, dass der Film von der Verleihfirma „Realficiton“ in die Kinos gebracht wird, besser könnte wahrscheinlich ein Film seinen eigenen Verleih nicht charakterisieren. Oder der Verleih seinen Film.

Der Film von Fosco Dubini, der mit Barbara Marx, Donatello Dubini und Heike Fink auch das Drehbuch geschrieben hat, fängt mit einem enormen Sog an, mit einem Kameraflug über einen Gletscher, der sich wie magisch dem Objekt des Interesses, dem Nabel dieses Filmes sozusagen, nähert, einer Gletschermühle, mit Öffnungen ins Innere der Erde, in ein Höhlensystem. Darunter sind Geheimnisse verborgen, eingemauert.

Was ist Realität? Wie wird Realität gebildet? Ist die Abbildung schon die Realität? Ist der Sohn von Marta nur Einbildung? Was hat es mit der Russin Natascha, Lilli Fichtern, und dem Forscher Dr. Cappa, Nikolai Kinski, auf sich?

Zwischen all der Philosophie, der Irrealität und Künstlichkeit meldet sich das Kreatürliche. Das Mann-Frau-Verhältnis wird virulent. Es wird wie nebenbei erledigt. Eine Kunstinstallation, die um die Frage dessen, was Realität ist, kreist, darum, was es mit vergrabenen Geheimnissen auf sich hat, wie der Mensch die Welt zerstört oder schützt, ob Verdrängung in dieser Hinsicht funktionieren kann.

Die Machart ist großes Kino, große Oper, aber in der Manier des Schweizer Understatements präsentiert, die zeigt, wie man auch mit bescheidenen Mitteln und mit einem exqusit ausgewählten und behandelten Ensemble, mit den ebenso gesuchten und gefundenen Locations, der Musik, der Sprachregie, einem sich ums Thema konzentrisch kreisenden Buch und der Charakteristisk der Figuren einen spannenden Film machen kann, dessen Bilder auch nach dem Screening einem noch durch den Kopf gehen und einen mit den philosophischen Fragen zurücklässt.

Oder handelt es sich doch mehr um eine stilistisch elegante Erörterung und reizvolle Spekulation vor brisantem Hintergrund?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert