Tatort: Der Wüstensohn (BR ARD)

Inspired by Saif al-Arab al-Gaddafi selig.

Der sechste Sohn des inzwischen getöteten libyischen Diktator Muammar al-Gaddafi, Saif al-Arab al-Gaddafi hatte in München gelebt und ist daselbst oft aufgefallen wie er mit seinem Ferrari dröhnend durch die Straßen bretterte, illegale Waffen besass und den Münchner Polizeipräsidenten in die Bredouille brachte. Besagter Polizeipräsident sei inzwischen von seinem Posten nach oben wegbefördert worden.

Gemeinsam ist diesem Tatort mit dieser Gaddafi-Geschichte lediglich, dass ein arabischer Prinz in München einen teuren Sportwagen fährt und dass der Polizeiarbeit wegen mehrere Delikte in den Gefilden der diplomatischen Immunität enge Grenzen gesetzt sind. Der Rest wirkt wie ein miserabel recherchiertes Ammenmärchen, das nur von den gängigen Vorurteilen und Klischees und Schlagzeilen über die reichen Araber geprägt ist („dann hackens Dir die Hände ab und wer tippt dann die Berichte?“), zusammengestoppelt aus anrüchigen Schlagzeilen und überladen mit einem unverdaulichen Mix an Themen: Verkehrsdelikte, nicht erlaubter Leichentransport, arabische Selbstjustiz, Kokainsucht- und -handel, Mord, Auftragsmord, Schießübungen im Münchner Vorgarten, Pornos auf Computer, Teppichhandel, Mauscheleien zwischen außenwirtschaftlichen Interessen und diplomatischen Verwicklungen, Sex mit Minderjährigen („Sexfalle von Staatssekretär, wegen Beziehung mit Minderjähriger“) und illegalem Rüstungsgüterhandel („Umgehung des Waffenkontrollgesetzes“). Diesen wüsten Themenmix haben Alex Buresch und Matthias Pacht zu einem Buch verwurstet und Rainer Kaufmann hat diese Münchner Wüstenwurst geschmeidig gezuzelt, damit 90 Minuten Fantasieorient den sonntagabendlichen, deutschen Zwangsgebührenbildschirm einlullen können.

Zwar ist nicht auszuschließen, dass die beiden Autoren, und die verdienen sicher nicht schlecht für so ein Drehbuch aus den öffentlichen Zwangsgeldtöpfen (besonders bei Wiederholungen), akribisch genau recherchiert haben im arabischen Diplomaten- und Geschäftsleutemilieu, was das für Figuren sind, die derlei Dinge treiben, und wie sie sich benehmen und verhalten.

Allerdings kommt die Angelegenheit gänzlich unglaubwürdig rüber, teils wie Kindertheater, wie die beiden Kommissare eine nächtliche Verladung von dubiosen Gütern aus einem Luxusteppichladen in der Maximilianstraße in einen Kleintransporter beobachten und wie der eine Kommissar sich daraus ein Teil schnappt, während der andere die zwei tumben Transportarbeiter anrempelt und nach dem Hofbräuhaus fragt; erstaunlich, dass bei so einem delikatem Transport kein Geschäftsführer, kein Aufpasser in der Nähe ist. Glaubwürdigkeit gleich Null. Dafür darf ich mir von meinem bescheidenen Einkommen noch die Rundfunkzwangsgebühr absparen. Rote Karte für diese billig oberflächliche Fernsehproduktion.
Dass die Kommissare das Angebot aus dem Fantasieemirat Kumar zum Aufbau von Polizeikräften nicht annehmen, versteht sich, ihre Gage aus deutschen Zwangsgebühren und vor allem die winkenden, fetten Pensionen dürften dagegen fürstlich sein. Hier wird das Zwangsfernsehen zu mehr Emirat, als der Film sich je zu zeigen traute.

Die Kamera liebt Tänze um ihre Objekte herum, zum Schwindligwerden, weil sie ganz offensichtlich mit dem Stoff auch nichts anfangen konnte.