Wacken 3D

Dieser Dokumentarfilm von Norbert Heitker erfüllt seinen Zweck, sein Ziel, statt einer Live-Übertragung im Kino, was bei einem mehrtägigen Festival doch schwierig sein dürfte, mittels eines Filmes in sorgfältigem und insofern sinnigem 3D einen Eindruck zu vermitteln von diesem weltbekannten Heavy-Metal-Festival in Wacken. Das liegt irgendwo hinter Itzehoe in Schleswig-Holstein. Kino als unkapriziöser Bericht.

Wobei die Kinoeintrittskarte trotz 3D-Aufschlag deutlich günstiger sein dürfte als der Originaleintritt, man hat die Angelegenheit auf 90 Minuten komprimiert, bekommt genügend Music-Acts zu sehen, zu hören, Blicke ins Back-Stage, Flugaufnahmen von oben von den über 70’000 Zuschauern, ihrer Zeltstadt, ihrer Massen als Publikum mit ausgestreckten Armen oder wilden Ineinanderlaufereien, mit Publikusmsurfen (Leute die auf den Händen der anderen über die Menge getragen und weitergegeben werden), Statements von Zuschauern, wieso und weshalb die weite Anreise, den Dreck erdulden nach einem Regenguss, die Stimmung, die festlich, gewaltlos ist, obwohl man nach Ende der Schlacht auch einen umgekippten, ausgebrannten Wohnwagen findet.

Die sich übertreffenden Feuerwerke, die die Bands während ihren Auftritten ablassen.

Beteiligt waren 2013 Alice Cooper, Alpha Tiger, Annihilator, Anthrax, Anvil, Blaas of Glory, Deep Purple (die treten wahrhaftig noch auf – das ist schon faszinierend, wie so eine Band offenbar auch die heutige Jugend noch anspricht), Doro Fest, Biff Byford, Dr. Living Dead, Kamikaze Kings, Lamb of God, Motörhead, Ragnarok, Rammstein, Sabaton, Dunderbeist, Trivium.

Es gibt einen Nachwuchswettbewerb, daraus sind zu sehen und zu hören God – The Barbarian Horde aus Rumänien, Nine Tresures aus China und Rotten State aus Uruguay. Gewonnen haben die Kanadier. Wobei, dabei sein und aufzutreten in so einem Rahmen für die Nachwuchsband sicherlich schon Bedeutung genug haben dürfte; sie waren die Sieger in ihren Landeswettbewerben.

Ein Massenfestival, manchmal soll die Masse auch Texte der Sänger singen. Motto eines Teilnehmer: Spaß zu haben gegen die schlechten Dinge im Leben; ein verrücktes Publikum am friedlichsten Ort der Welt, ein Musikfestival von Musikfans für Musikfans. Das Publikum liebt es, sich provokant anzuziehen. Zwischendrin gehen Massen ins öffentliche Schwimmbad von Wacken für 2.50 Euro Eintritt; da ist dann kaum mehr Platz fürs Wasser.

Manche sind überzeugt, dass Metal das Leben verändere. Überall prangt das Symbol des Stierkopfes, teils gigantisch aufgebaut. Am schönsten sind die Schlammspritzer nach dem Regen, die von der Leinwand in 3D auf den Zuschauer fallen, ich war schon drauf und dran, mir die Brille putzen zu wollen. Gegen Ende verliert sich der Film in einer Zeitlupen-Improvisation von den wallenden Haaren eines Fans, sein schmerzhaftes Glücksgesicht und ersetzt auf der Tonspur den Heavy Metal mit einer Opernarie. Das ist überirdisch schön.

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