Vikings (Internet-Bezahl-Serie bei amazon instant video)

Das Gesetz der Serie ist das Gesetz der Macht der Gewohnheit. Um eine Serie allerdings zur Gewohnheit werden zu lassen, und damit wie hier, es handelt sich um ein Internet-Bezahl-Produkt von amazon instant video*, auch Geld zu verdienen, muss die Serie allerdings Inhalte haben, die die potentiellen Kunden wiedererkennen können, auch wenn die Figuren in malerischen, historischen Vikinger-Fantasy-Kostümen ihre Auseinandersetzungen austragen.

So haben sich denn die Produzenten auf wenige, archaische Konflikte beschränkt, die Dramatik erzeugen, die jeder Mensch in seiner Näher erleben kann oder gar selbst erlebt/erlebt hat: der Bruder der im Schatten des größeren Bruders nicht richtig gedeihen zu können glaubt, hier Ragnar im Schatten von Rollo oder der Mann, der zwischen zwei Frauen, der Ehefrau und der Geliebten steht, und im Gefolge davon das Schicksal von Bastarden oder wie hier vom legitimen Sohn Björn, der mit seiner Mutter abhaut, um der Geliebten des Vaters und deren Kinder Platz zu machen. Archaische Zwiste in archaischem Gewande, dem Betrachter sehr wohl vertraut. Diese Konflikte werden zudem regelmäßig und in einer recht einfach gstrickten Sprache diskutiert.

Zur Gewohnheit der Serie gehört sicher auch ein spezieller Mix an Story- und Erzählelementen. Hier besteht er aus malerisch verspritztem Blut auf sportlichen, männlichen Oberkörpern nach den Kämpfen, aus gut nachvollziehbarem, weder weggeschummeltem noch gehetztem Diskutieren der Konflikte, aus mindestens einer Liebesszene, vielleicht einmal ein nackter Vikinger beim Bade (was ihm in diesem Falle gar nicht gut bekommt), aus einer Menge Frauen, deren Schönheitsideal sich nicht nach den Vikingern sondern nach den Idealen der modernen Schönheitschirurgie richtet, aus mindestens einer blutigen Schlacht (wird unter ökonomischer Inszenierung mit wilder Kamera suggeriert) und zwischendrin aus Bildern von Vikingerschiffen auf einem See oder vom Zubereiten eines Mahls oder der Aktivitäten auf dem Markt und am Hafen und zumindest alibihaft der Äußerung der theoretischen Erkenntnis, dass man besser zusamenstehe als sich bekriege. Wobei man sich fröhlich weiter bekriegt.

Die erste Folge dieser 2. Staffel fängt mit einem Verrat an. Rollo zieht mit dem Feind gemeinsam gegen seinen eigenen Bruder in die Schlacht. Es folgt ein blutiges Gemetzel. Er wird geschlagen. Und weil Gott es gewollt habe (es muss sich um den Dramaturgengott handeln), dass er überlebt hat, soll er auch am Leben bleiben, entscheidet der Richter. Rollo wird es in zurückgezogener Einsamkeit beschissen ergehen, bis er so weit ist, in der zweiten Folge den Bruder um Respekt anzubetteln. Wiederherstelltung des Vertrauens? Ein urmenschliches Thema, wie umgehen mit einem Verräter. Die Serie spielt vor allem in Skandinavien im 8. Jahrhundert nach Christus. Als Produktionsländer werden Irland und Kanada angegeben. Überschaubar zahlreiche, meist recht statisch inszenierte Komparserie bildet immer wieder eine malerische Kostüm-Kulisse. Buch und Idee stammen von Michael Hirst. Die Regie für die ersten zwei Folgen der zweiten Staffel führte Clarán Donnelly.

*Das Problem bei diesem Internet-Händler-Heimkino scheint mir: man bezahlt nicht nur für diese Serie, man bezahlt damit zudem einerseits den Zugang zu einem großen Paket an nicht näher bezeichneten Filmen, Katze im Sack gewissermassen, und andererseits damit, dass der Internet-Händler wertvolle Informationen über die eigenen Sehgewohnheiten sammeln kann, man eröffnet ihm dadurch für manipulative Werbung Tor und Tür, wenn ich das richtig verstanden habe. Es muss also jeder selber kalkulieren, falls er überhaupt gewogen ist, für so eine Serie Geld locker zu machen, ob es unter diesen Umständen und mit diesen Begleiterscheinungen noch ein lohnender Kauf sein kann. Der Käufer sollte seinen allfälligen Werbevalue, den er zusätzlich zum Geld an Zahlung gibt, nicht unter den Scheffel stellen.