Die Schöne und das Biest

Wer über diesen Film herzieht, und das sollen einige Kritiker schon aus vollen Rohren getan haben, zeigt lediglich, dass wohl bestimmte Erwartungen an Kunst hier nicht erfüllt werden – und ist schon mitten in einer ästhetischen Auseinandersetzung, was ist schön, was ist biestig.

Anfangs geht es hier sicher biestig zu und her. Christophe Gans, der mit Sandra Vo-Anh auch das Drehbuch geschrieben hat, konterkariert, unterläuft jede Erwartung an ein ordentliches Kino: es wird sichtbar ein heftiger Kampf gegen oder mit der Kinomaschinerie, alles ist ruckelig, hackelig, verhastet, Verhackstückelung, Spiel, Inszenierung, Schnitt, mittels viel zu schnellen Bewegungen (vielleicht schneller gezeigt als gedreht?), abrupten Schnitten, viel unscharf (haben die das in 3D gedreht und vergessen die Brillen auszuteilen?), als Abhängigkeit von der verdammten Studioatmosphäre (vielleicht auch ein Kampf französischen Kinogeistes gegen Babelsberger Studio, in welchem gedreht wurde?), der Computeranimation, warum sie nicht überdeutlich als solche kenntlich machen, ist auch nur ästhetisches Handwerkszeug, aber das worum es geht, das ist immer klar zu erkennen, plus Musiksauce, der Streit um die Effekte der Schärfe, des Timings, Rhythmus, Schnitt, Animation, dieser Film ist Zeugnis des enormen Kampfes mit der Kinotechnik; auch die Rahmenhandlung, die entspringt aus dem Vorlesen der Geschichte aus einem Buch, aber schon da gerät einiges aus dem Lot, die Kamera liegt ganz tief auf der Buchseite und dann wird’s schief, wie aus der Erzählung Spielhandlung wird. Da stecken sehr wohl ästhetisch-künstlerische Überlegungen dahinter. Die Auseinandersetzung, Schönheit/Unschönheit, Geschmack/Geschmacklosigkeit, Kino, Poesie, Magie und Technik, die methodisch gegeneinander anzutreten scheinen.

Der Kaufmann, der Anfang des 19. Jahrhunderts sein ganzes Hab und Gut mit dem Untergehen seiner drei majestätischen Handelssegelschiffe verliert, zieht sich verarmt mit seinen 6 Kindern, drei Söhnen und drei Töchtern, aufs Land zurück. Über eine vergebliche Hoffnung, dass ein Schiff doch wieder aufgetaucht sei und sorgloses Geldausgeben in der Hoffnung, es wieder zu bekommen, verschuldet sich der Kaufmann, kommt mit dem Biest in Kontakt, klaut eine Rose und wird vom Biest zum Tode verurteilt.

Die Tochter des Kaufmanns, Belle, die von klein auf die Biestigkeit ihrer zwei Schwestern ertragen musste, will ihr Leben anstelle des Vaters opfern. Sie macht sich auf einen surrealen Trip zum Schloss des Biestes auf. Dieses selbst hebelt jede künstlerische Erwartung hinsichtlich der Maske aus und auch das Kostüm sieht eher aus wie ein billiger Faschingsfetzen, ein riesiger operettenhafter Mantel. Belle ringt dem Biest das Versprechen ab, für einen Tag nach ihrem Vater sehen zu dürfen.

In der Zwischenzeit sind Perducas und seine Spießgesellen aufgetaucht, suchen nach dem Schatz im Schloss. Und auch Belles Brüder mischen mit, während Belle zuhause den Vater wieder zum Leben erweckt. Pflichtbewusst reitet sie zurück zum Biest, erklärt ihm ihre Liebe und setzt so seine Rückverwandlung in einen Prinzen in Gang. Bei diesem Vorgang erwachen Giganten aus ihrem steinernen Schlaf, trampeln die Schlossdiebe zu Flachfleisch und eröffnen dem Regisseur ein Feuerwerk an surrealen Bildern; die sich mit dem Entwickeln des Glücks von Belle und Biest immer mehr in eine ebenso surreale, traumhaft rosenbespickte Glückslandschaft verwandeln.

Une vie pour une rose.
Die Belle wie eine Rose in ihrem roten Chiffon-Kleid.
Surreale Rehjagd, beinah esoterisch.
Belles surrealer Traum, wie sie beim Vater liegt,
Wolken, Nebel, Unscharf, Gestrüpp, Brimborium,
und sie lebten glücklich für immer.
Den Film tät ich grad gern nochmal anschauen.

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