Der Lieferheld – Unverhofft kommt oft

Wenn dieser Film ein Spermium wäre, so wäre er uns erspart geblieben, denn kaum zu erwarten, dass er je ein befruchtendes Ziel gefunden hätte, so wie Ken Scott seinen Protagonisten Vince Vaughn als David, den Samenspender, durch die von ihm bearbeitete Geschichte „Starbuck“ flundern lässt.

Das müssen wir einfach glauben, dass die Samen des kaum greifbaren und so wenig angreifbaren David Wozniak, dem Metzgerssohn und Fleischwarenausfahrer für Vaters Pork Store, so ganz im Gegenteil zu ihm zielstrebig, stark und erfolgreich gewesen sind, dass knapp zwei Jahrzehnte später 533 junge Menschen ihn als Vater reklamieren und 142 per Klage auch herausfinden wollen, wer er ist, wer ist Starbuck, denn das war sein Spenderpseudonym, weil er späteren Nachforschungen einen Riegel vorschieben wollte.

Diese Konstellation, die Oberflasche und ihre erfolgreichen Samen, wäre ja vielleicht lustig, wenns ein verrückter Traum einer einsamen, missachteten Figur wäre. Ist es aber nicht. Den Darsteller kümmern solche Fragen, solche elementaren Details anscheinend überhaupt nicht. Er scheint sich auf sich als Typ, unerklärlich wieso er so gefragt ist im Filmbusiness und mit solchen Rollen besetzt wird, zu verlassen und läuft durch diese haarsträubende Story unangefochten hindurch, unbeleckt von tieferen Figurproblemen, denn es soll vermutlich Komödie sein, was hier vor uns abläuft.

Allerdings ist allein die deutsche Synchronisation schon ein richtiger Abtörner und die süßliche Rührmusik über allem macht das nur noch schlimmer.

Das Problem der anonymen Samenspender mag ein ernsthaftes Problem unserer Gesellschaft sein, in das sich allerdings noch die wenigsten von uns hineinzuversetzen vermögen. Denn es geht vor allem um die Kinder. Wie ist es, Kind einer Samenspende zu sein? Aber das Thema interessiert hier nicht, wird es doch von der Warte des untauglichen Spenders aus erzählt, dem man die hundertfache Aktion des Spendens nicht zutraut, des „Bezwingens seiner Python“.

Hier scheint durch die Konzentration auf den Spender versucht zu werden, billiges Kapital aus einem akuten Thema zu schlagen. Insofern wird das Gravierende am Thema gleich wieder ausgeklammert, das eigentlich behandelt werden soll. Vielleicht weil Ken Scott spürt, dass das alles nicht so richtig funktioniert, ertränkt er das Bühnenbild noch ständig in Krimskrams; vollgestellte Räume, Massen von Komparsen, Autos, Hochhäusern, Zäunen, Reihen von Häusern, als ob er von der Geschichte im Vordergrund, die so gar nicht zündet, ablenken will, als ob er sie vorsorglich schon mal zudeckeln möchte.

Die Schuldengschichte von David kommt so unglaubwürdig rüber wie seine Liebesgeschichte zu Emma. Auch das Thema Familie wird billig abgehandelt. Der Freund von David, ebenfalls eine erfolglose Figur, der sein Anwaltszulassung abgeben musste, der wird nachts um drei von seinen drei Kindern aufgescheucht. Wie lustig. Dann kommt die Klage der Kinder.

Oh je, geht des jetzt 142 mal so, denkt man sich schon bald, dass der Protagonist ein Blatt Papier mit den Angaben zu einem der Kinder drauf aus dem Haufen, den er vom Klageanwalt erhalten hat, zieht, sich auf die Spuren dieses Kindes begibt, es beobachtet und kennen lernen möchte? Die Drogenabhängige, den Möchtegernschauspieler, den Straßenmusiker, den Schwulen, den Behinderten. Ad libitum. Und da das nicht geht, wird das Verfahren immerhin willkürlich abgekürzt, was zum Komödienvergnügen auch nicht beiträgt.

Schließlich kippt das Ganze immer mehr zur Rührgeschichte, wie der Vater dem Sohn sein Erbteil in Scheinen ausbezahlt, damit er seine Schulden mit dubiosen Verbrechern bereinigen kann, die ihn schon mal in die Badewanne getunkt haben. Und dann die ganze Familienversöhnung, das Outing als Starbuck im Moment, wo Emma ihm ein langweiliges Kind geboren hat.

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