Ein Mordsteam

Das konnte nur eine Frage der Zeit sein, bis weitere Culture Clash Komödien, die auf den gigantischen Erfolg von „Ziemlich beste Freunde“ schielen, auf den Markt geworfen würden.

Hier sogar mit Omar Sy, der dort die proletarische der beiden Hauptrollen gespielt hat. Hier wird er als schwarzer Banlieu-Zivilbulle mit weißem Paris-Zivilbullen zu einem Team zusammengewürfelt. Wobei das Buch von Remy Four, Julien War und David Charhon in der Regie des letzteren, recht künstlich zusammenkonstruiert wirkt.

In den „Ziemlich besten Freunden“ fängt es mit einer wahnsinnigen Luxuswagenfahrt mit überhöhter Geschwindigkeit und Polizeiverfolgung, am Steuer der Dunkelhäutige, auf dem Beifahrersitz der gelähmte Weiße, an. Hier wird versucht Schwung in die Banlieu zu bringen, indem Omar Sy einen zivilen Vorstadtcop spielt, der sich in erster Linie um kleine Diebe kümmert. Er beobachtet gerade verdächtige Subjekte. Ein Polizeieinsatz vermasselt ihm das weitere Foto-Schießen.

Hier ist der Schwarze von ‚jenseits der Stadtperipherie‘, so der französische Titel, in seinem Ghetto oder Viertel der King. Er kennt sich aus. Er ist überzeugt, großen Dingen auf der Spur zu sein.

Beim Pinkeln im vermüllten Untergrund eines Brückenbogens entdecken zwei Kids zu ihrem Schrecken, dass sie auf eine Frauenleiche urinieren. Das ruft das Morddezernat auf den Plan. Dieses ist aus der weißen City, aus Paris. Der weiße Zivilbulle soll die Ermittlungen übernehmen. Aber der Schwarze glaubt, wichtige Belege für wichtige Verwicklungen zu haben. Er hängt sich an die Fersen des Weißen. Folgt ihm bis in einen vornehmen Pariser Club. Er drängt sich ihm auf.

In den „ziemlich besten Freunden“ kommen die beiden gegensätzlichen Figuren schicksalshaft zusammen, gezwungenermaßen. Dort ist zum Vornherein ein Grundwiderspruch da (der Schwarze muss Geld verdienen, den gelähmten, reichen Weißen scheissen alle heuchlerischen Wohltäter an). Hier besteht der Widerspruch lediglich darin, dass die beiden eine gute Portion Vorurteile gegeneinander haben. Aber dieses sind die üblichen, wie sie zum Standardrepertoire von Krimis gehören, nämlich Kompetenzrangeleien zwischen verschiedenen Dezernaten.

Der deutsche Titel ist wenig hilfreich. Es ist die Mischung aus Morddezernat und Diebstahldezernat, die den Mix des kulturell unterschiedlichen Teams ausmacht. Schwierig, darin klare, dramaturgische Spannungserzeuger zu sehen. Alles scheint darauf hin geschrieben zu sein, die Vorurteile auf Teufel komm raus auf einander zu laufen zu lassen – als Selbstzweck. Weil es in dem anderen Film so erfolgreich war.

In der Vorstadt muss man unter einem Hochhaus aufpassen, dass kein alter Fernseher rausgeschmissen wird. In der City könnte es ein Klavier sein. Ha. ha. Der Weiße ist ein Streber und wird magisch von Weiberärschen angezogen. Aber auch das wird irgendwie nicht spannungserzeugend eingesetzt. Über Ousmane, so heißt der Vorstadt-Cop von Omar Sy, erfahren wir, dass er einen Buben hat. Einmal ist der weiße Bulle auch bei denen zuhause.

Der Bub spielt wie vergiftet Playstation. Der Weiße zeigt ihm, wie man eine Pistole richtig hält. Der Rest scheint recht wahllos aus einem allezeit präsenten Lagerbestand an Fernseh-Krimi-Motiven entnommen.

Es spielen mit ein Gewerkschaftsführer, seine Frau taucht in dubiosen Clubs in der Vorstadt auf, sie ist es, die getötet wird, es gibt Streiks, dem Weißen winkt eine Beförderung, der Schwarze hat einen auffälligen Drang, immer alles zu vermasseln, weil das halt lustig sein soll, nicht weil es irgend einen Sinn ergäbe, es gibt eine alte Schwarze, die kennt Ousmane noch als Buben, und es gibt eine gut gebaute Marokkanerin, die dann auch nicht weiter auftaucht. Ständig hat man sowieso das Gefühl, dass genau das eintrete, was man erwartet, jedenfalls ein ziemlich überraschungsfreier Film, der es für nicht nötig hielt, sich eine klare, dramaturgische Prämisse zu geben, der glaubt, wenn er einen auf Culture Clash mache, so sei er aktuell und so füllen sich die Kassen von selbst.

Die Macher dieses Filmes scheinen den Erfolg von „Ziemlich beste Freunde“ nicht genau studiert zu haben. Die Vorstadtkids, die Ousmane einmal anhauen, ob er ein Cop sei, da er ja keine Uniform trägt, bedrängen ihn mit dieser Frage solange, bis er sagt „circulez“, also „geht weiter“ und die dann rausplatzen: genau das ist die Sprache der Cops.

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