Die feinen Unterschiede

Hier soll der Zuschauer in-vitro mit einem wie auch immer gearteten Humanismus fertilisiert werden; allerdings ist fraglich, ob das Projekt gelingen kann, zu augenfällig liegen sich hier ein bedingungsloser Message-Wille mit stark defizitärem Kino-Know-How im Clinch.

Das zeitigt eher merkwürdige Blüten, so dass im Titel eher grobe Unterschiede anzuzeigen wären. Dass zum Beispiel, vermutlich aus Angst davor, dass das auffliegen könnte, fast pausenlos geplappert werden muss, ob die Situationen es hergeben oder nicht. Dass die Schauspieler versuchen mit Bühnensprecherintensität und ständig zu laut sich darüber hinweg zu retten, dass ihre Rollen vom Drehbuch her (Drehbuch und Regie: Sylvie Michel) nicht fundiert ergründet, konstruiert und auf mögliche Konflikte hin abgeklopft worden sind. Dass die Kamera von der zweiten Hauptfigur, Bettina Stucky als bulgarischer Putzfrau Jana, als erstes den Gummi-Arbeitshandschuh über einem Büroschrank fotografiert, während ihr Chef, der In-Vitro-Fertilisator-Arzt Arthur, sie anspricht.

Einmal liegt der In-Vitro-Arzt im Bett. Die Kamera hat sich so hingestellt, dass er einerseits direkt zu sehen ist, aber der rechte Arm ist so drapiert, dass man nur die Hand sieht und der Eindruck entsteht, die sei an keinem Arm befestigt und in einem schräggestellten Wandspiegel ist sein Gesicht zu sehen, so als ob daran kein Körper sei.

Die Gesichter sind meist fett überschminkt oder grad gar nicht bei einmaligem Auftritt. Eine Geschichte aus all den Plappertexten zu rekonstruieren fällt schwer.

Der Arzt arbeitet in seiner Praxis so viel, dass er meist verschwitzt und nach fettigem Haar aussieht, unansehnlich für seinen Job.

Er hat Patientenpaare und Patientinnen, einen Chef, eine Sekretärin, er geht als Experte in eine Fernsehsendung und er hat einen halbwüchsigen Sohn. Die Putzfrau hat eine ebensolche Tochter. Die Putze spricht ein deutlich prononciertes, grammatikalisch grundfalsches Irgend-Balkan-Akkzent-Deutsch (Klischee). Einmal wehrt sie sich, sie sei eine gebildete Frau und sei zuhause Lehrerin gewesen. Aber sie ist schon jahrelang in Berlin und kann immer noch kein besseres Deutsch. Für eine Lehrerin doch verwunderlich.

In einem lautstarken Streit zwischen Putze und Arzt kommt das Thema auf, dass nämlich beider Kinder entgegen dem Verbot zusammen über Nacht weg waren und nicht wieder aufgetaucht sind. Das bringt die ganze Chose noch mehr durcheinander.

Irgendwo in diesen Gefilden soll die so dringlich vorgetragene Message wohl liegen, dass Putzen aus dem Balkan auch gebildete Menschen sein können und dass die Alten nicht vergessen sollen, dass sie auch mal jung waren nebst dem talkshowmässigen Abhandeln des Themas künstliche Befruchtung.

Immerhin hält Bettina Stucky dank ihrer allumfassenden weiblichen Aura die ganzen Figuren irgendwie doch zusammen. Sie kann einem auch leid tun, bei diesem Arzt und in diesem Film gelandet zu sein.

Der Zuschauer wird besprüht mit einem endlosen Guss und in salopper Reihenfolge von Begriffen und Sätzen wie:
Wann ins Bett? Wann musst Du zur Schule? Ciabatta ist auch teuer geworden. Medikamentenrückstände im Leitungswasser. Barbara. Sebastian. In-Vitro. Embryonen. Gebärmutter. Fehlresultate. Ulrike. Pasta. Prosecco. Mutter anrufen. Männer ab 40. Mit dem Bus fahren. Erasmus-Bulgarin. Arthur. Musiker. Economy. Geschieden. Ethnologie. Wohnen. Tel. Nummer. Kuchentyp. Snowboard. Monika. Keine Kleider. Lederkrawatte. Guthaben. Verdien Dir was. Disziplin. Siehst gut aus, auch wenn Du nichts an hast. Wo sind die Mädels. Entschuldigung, zu spät. Freitag wir fahren zusammen. Ich geh mich umziehen. Wer holt wen ab? Ich will, dass Vera geht mit letzte S-Bahn. Reichen Dir 50? Warum machen Sie sich nicht auch ’n schönen Abend? Was ist das: schöne Abend? Machbarkeitswahn. Kontrolle. Traditionsgemäß die Frauen und Mütter. Damals, als ich Vater wurde. Ich habe sie gesagt. Leo. Busfahrer BVG. Ich darf leider nicht. Tagesplan. Prepaid-Karte. Fahr nach Hause, mach Dir keine Sorgen. 3 Eizellen. Restaurant. Die Thalbergs sind meine Patienten. Sehen Sie, das Bett ist nicht geschlafen.

Den Zuschauer pausenlos zuplappern mit Belanglosigkeiten, die so tun, als seien sie der Realität abgeguckt, damit die Realität einer fiktiven, kinoqualifizierten Geschichte begrabend und den Zuschauer außen vor lassend. Deutsches Selbstverhinderungskino. Dies hielten für förderungswürdig: Medienboard Berlin-Brandenburg und der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Java Heat (DVD)

Das bezaubernde Setting der indonesischen Insel Java betört den Geist und das Hirn und benebelt die Sinne und den kritischen Geist.

Conor Allyn, der Regisseur und Drehbuchautor, präsentiert Agenten-Thrill- und -Action nach gängigem Schema in charmantester Umgebung. In diesem amerikanischen Film kämpfen zwei Amerikaner in Indonesien gegeneinander.

Der eine ist Jack Travers, ein Marine, ein Agent, der persönlich motiviert hinter einem anderen Amerikaner her ist, einem mit orientalischem Namen, Malik. Ausnahmsweise geht es nicht um Drogen oder Prostitution, um Waffen oder militärische Geheimnisse, nein, Allyn beweist Geschmack nicht nur mit der Umgebung, in die er seine Geschichte hinein platziert, sondern auch mit den Objekten, um die es geht, auch wenn man nur einige davon zu sehen bekommt, es geht um Schmuck und Wertsachen und auch Kunstobjekte.

Das mag der Grund sein, warum Jack Travers sich erst mal als Kunststudent ausgibt, von dem aber bald klar wird, dass er auch ziemlich gut mit der Waffe umgehen kann. Kaum in Indonesien angekommen – der Zuschauer hat bis dahin gerade erfahren, dass das Land das viertgrößte der Erde ist und dass ein Viertel der Bevölkerung Muslime sind (Achtung, Achtung Amerikaner: Terrorverdacht), also kaum ist Travers auf Java angekommen, eben hat er noch die Sultanin begrüßt, und schon erlebt sie ihr Ende in einer Explosion, in tausend Stücke zerrissen. Soviel darf verraten werden, auch wenn Travers noch eine Weile und der Hilfe des indonesischen Agenten Hashim bedarf, um dahinter zu kommen, dass Malik, dieser andere Amerikaner, der Bösewicht ist.

Über weite Strecken sind nun mehrere agentenhaft agierende Gruppierungen zwischen Malik und Travers hintereinander und hinter diesen beiden her. Schema F sozusagen, in Java vielleicht durch Hitze und Feuchtigkeit etwas überschaubarer dargestellt.

Der junge Amerikaner, das ist ein groß gewachsener, bodytrainierter, also vor allem muckitrainierter Schauspieler, der gerne große Augen macht und einen relativ treuen Blick mimt, somit eher an einen noch etwas naiven College-Studenten erinnernd, ein mächtiger, ebenmäßiger Teddybär, von dem man befürchten könnte, dass er seine Liebste beim Knuddeln durchaus versehentlich erdrücken könnte, ein Teddy, der kein Wässerchen trüben kann. Er heißt Kellan Lutz und nachdem er genügend rumgeballert und gestuntet hat, wird er noch auf sein Hirn zeigen und sagen, das sei die beste Waffe. Das ist vielleicht der wahrste Satz im Film, nur kommt er reichlich spät. Das wirkt in diesem Moment reichlich drollig.

Der andere Amerikaner, der verkommene, der dekadente, der verbrecherische, Malik, den spielt Mickey Rourke, den das Drehbuch das Grobe konterkarierend mit sensiblen Sätzen ausgestattet hat, jemanden zu baden sei intimer als Liebe zu machen. Richtig Anrührung erwecken wollend wirkt die Figur mit der Geschichte von seinem Paradiesvogel, den er in einem Käfig in seiner kolonialistischen Lounge auf Java hält, dass er ihn aus einem Abflussrohr in Neuguinea gerettet habe.

Travers will den Frauenkundler geben, die Sultana sei die schönste Frau auf der Party gewesen und er kenne sich damit aus.

Dieses indonesische Setting und viele der Texte, die Christentum, Islam und überhaupt Vorurteile unter den Menschen thematisieren, und gar nicht ironisch gemeint, ziehen einen wie wohlig ins Vertrauen. Action vor toleranzsuchendem Hintergrund. Oder dass das Nasigoreng beim Frühstück glutenfrei sei. Oder aber auch, dass die Indonesier durchaus auch von den Amerikanern eine Menge gelernt haben in Sachen Terrorismus. Und dass wir auch Internet und Wlan haben. Und nur der General, der ist Nationalist.

Travers entwickelt sich für Hashim vom mysteriösen Zeugen zum freundlichen Helfer.

Indonesisches Flair und ostasiatische Komplikationen und Ansätze zu Geistreichem (an einer Stelle wird immerhin auf Shakespeares „Kaufmann von Venedig“ Bezug genommen), verleihen diesem actiongeladenen Thriller seinen sanften Reiz.

Safe Haven – Wie ein Licht in der Nacht

Ein Film voller Ersatzhandlungen, vor allem dramaturgischer.

Er lässt sich zwar temporeich an. Eine Frau ist auf der Flucht. Diese Flucht muss existenzieller Art sein. Sie scheint ein furchtbares Geheimnis hinter sich zu lassen. Die Polizei, allen voran der Cop Kevin, ist hinter ihr her. Aber sie ist gerade noch mit dem Bus entkommen, den er nicht mehr erreichen konnte.

Der Bus fährt ab Boston in Richtung Atlanta. Die Frau hat einen wachen, skeptisch musternden Blick. Sie ist damit durchaus interessant. Auch wie sie in Southport ankommt. Wie sie dort erst mal am Meer sitzt. Innerer Monolog. Wie sie sich gleich einen Job bei Maddie, der Chefin von „Ivan’s“ angelt. Wie sie eine einsame Hütte im Wald mietet. Wie sie mit Alex, dem Shopkeeper mit den zwei Kindern Josh und Kristen in Kontakt kommt. Wie sie den maroden Boden ihrer Hütte neu streichen will. Das sind alles konkrete Vorgänge, die einerseits ihre Lebenssituation beleuchten andererseits sie mit den Einwohnern in Kontakt kommen lässt und das Interesse am Rätsel um sie vorerst wach halten.

Dazwischen schneidet Lasse Hallström, der hier ein Buch von Leslie Bohem nach Nicholas Sparks zu verfilmen versucht, den Cop in Boston, der mit bemerkenswert emotionaler Intensität die Flüchtige sucht. Er verschickt an sämtliche Polizeistationen eine Fahndungsplakat mit Katie, wie sie sich jetzt nennt, gesucht wegen Mordes.

Schon da fängt es an seltsam zu werden. Dafür, dass Katie einen Mord begangen hat, findet sie sich sehr schnell zurecht in dem kleinen Hafenort. Dafür bandelt sie doch sonderbar leicht mit dem Shopkeeper Alex an, dem nämlich die Frau abhanden gekommen ist, sei es entlaufen oder Selbstmord; sie hat allerdings eine Menge Briefe, auch an ihre Nachfolgerin, hinterlassen.

Vergessen wir den Krimi. Denn statt dessen, riesige Ersatzhandlung, suhlt sich der Film jetzt in einer breit ausgewalzten Annäherung zwischen Katie und Alex und man fragt sich, wie lange es noch dauern wird, bis die beiden endlich im Bett landen. Da müssen aber erst Fußböden gestrichen werden, ein Fahrrad geschenkt, mit den Kindern an den Strand gegangen, nächtliches Fische-Stechen im Meer, Kanu fahren in wildromantisch stehendem und zugewuchertem Gewässer; es scheint, als wolle sich der Film nicht für die wahren Probleme der Figuren interessieren. Ersatzhandlung. Und diese dröhnt er auch noch, besonders wenn sie glücklich sind, mit nervender Gitarrenzupferei zu; oder wenn es ungemütlicher wird, also wenn der Cop aktiv sucht, dann eher elektronisch.

Josh, der Sohn von Alex, muss mal ins Wasser fallen. Weil dem Film zu dem Zeitpunkt gerade nichts anderes eingefallen ist. Zwischendrin blendet er die lokalen Cops ein oder den Fernbus, damit der Zuschauer nicht vergisst, dass der Film eigentlich eine Geschichte mit einem großen, mit einem existenziellen Konflikt erzählen wollte. Aber dazu ist er dann eben wegen anderer Beschäftigung irgendwie nicht gekommen.

Einen kleinen Ansatz bietet der Vorfall, bei dem Alex das Fahndungsplakat entdeckt. Katie will wieder weglaufen – also auch Ersatzhandlung, sich nicht ihrem Problem stellen. Dann geht es aber ganz schnell, dass sie Alex aufklärt; das Problem wird problemlos und ohne besondere Taktikraffinesse oder entsprechendes Notrettungskalkül aus dem Film geschafft und es kann mit schönen, fast genussproduktschönen Werbebildern fortgefahren werden.

Der Cop aus Boston ist inzwischen auf die Spur von Katie gekommen. Hier erst erfahren wir, was er für ein Problem hat. Das wäre eigentlich viel spannender zu erzählen als das von einer in eine Romantic-Comedy Flüchtenden.

Um die Ersatzhandlungsstränge zusammenzubringen wird nun in Southport ein Rummel inszeniert mit ungeschickt dirigierten Massenszenen von Parade und Tanz. Nun taucht der Bostoner auf, er scheint zudem ein Alkoholproblem zu haben. Und da der Film jetzt irgendwie überhaupt nicht mehr weiter weiß, weil ja die Konfliktfäden so versteckt gehalten worden sind und er sich auch nicht entscheiden konnte, wessen Geschichte er denn erzählen will, so wird kurzerhand ein Feuerwerk in Gang gesetzt und auch noch eine Bude abgefackelt, weil das gibt willkommene Gelegenheit für hochdramatische Rettungsszenen, wobei nicht klar ist, ob sich hier der Film in Aktionismus retten will, weil er inzwischen selbst vergessen hat, was er eigentlich erzählen wollte. Aktionismus, um zu verdecken, dass der Film den Konflikten seiner Figuren nicht traut und offenbar diese dem Zuschauer nicht zumuten will und dadurch in Ersatzaktionismus seine Energien vergeudete und die Schauspielertalente und die Zuschauerzeit dazu.

Shootout – Keine Gnade

Walter Hill, selbst ein Senior – aber oho! -, präsentiert einen Action-Film vom Feinsten mit Senior Sylvester Stallone mit einem merkwürdig in die Breite gezogenen Gesicht, vielleicht ist die Leinwand schuld.

Für Kenner und Genießer des Genres und seiner Feinheiten in den Grobheiten und Härten ein schnell vorbeigehendes Vergnügen. Logisch, dass ein Action-Film mit einem Senior gewisser Aufbrezelung bedarf. Aber Regisseur Walter Hill, der hier ein Buch von Alessandro Camon nach einem Roman von Alexis Nolan verfilmt, montiert meisterhaft um den doch etwas schwerer als früher gehenden Leinwandhelden Stallone herum die Story mit kleinen Wisch- und Swap-Zwischeneffekten, mit ausgezeichneter Personenführung mit einem Stallone ideal ergänzenden Cast die Geschichte, die eine Killergeschichte ist.

Stallone ist ein Killer und nichts als ein Killer. Er vertraut niemandem. Er hat kein soziales Netz, keine Liebesbeziehungen. Bei seinem letzt Gig, den er mit einem Kollegen ausführen wollte, ist er reingelegt worden. Der Kollege hat nicht überlebt. Jetzt will Stallone den Auftraggeber, der ihn reingelegt hat, ausfindig machen. Er soll die Quittung für dieses unmoralische Verhalten einem Killer gegenüber bekommen.

Als Besonderheit gesellt der Romanautor dem Killer noch einen Cop bei, der selbst im Zusammenhang mit diesem Fall verletzt worden ist und den Stallone entgegen seinen Prinzipien in einer brenzligen Situation gerettet hat. Da dieser Cop außerdem bei der Polizei von New Orleans nicht benötigt wird für diesen Fall, respektive, weil die Polizei ja selbst in das korrupte Netz, dem Stallone und der Cop jetzt auf der Spur sind, eingeflochten ist, da also der Cop jetzt verletzt und bei der Polizei draußen ist, er aber den Fall auch nicht auf sich beruhen lassen will, ergibt sich ein widersprüchliches, auf einander angewiesenes Team wider Willen mit dem gleichen Ziel. Das schildert Hill brillant.

Der Einzelgänger und Eigenbrötler Stallone hat jedoch eine menschliche Schwachstelle. Das ist seine erwachsene Tochter, eine bildhübsche Frau, die ein Tattoo-Studio betreibt. Dass Stallone bei diesem letzten Auftrag eine Frau, die sich im Badezimmer des Opfers befand, nicht erschossen hat, was zu Zeugenaussagen führte, das hat durchaus etwas mit dieser menschlichen Schwachstelle zu tun, die zum unkalkulierbaren Risiko wird.

Just solche menschlichen Schwachstellen, solche Achillesfersen, die Helden interessant und eben angreifbar machen, sind es, die einen solchen Killerfilm spannend und intelligent unterhaltsam gestalten können. Zum leichtem Genuss der an sich harten Bandagen, und wenn ein Senior der Killer ist, dann muss mit umso härteren Story- und cineastischen Mitteln gekämpft werden als Ausgleich, dass das alles so erträglich ja, faszinierend anzuschauen ist, das ist durchaus auch dem geschickten Mix an Musik zu verdanken, der der Angelegenheit genau jenen Bierernst nimmt, der die Kost schwer verdaulich machen könnte und immer wieder Distanz zur Härte verschafft, Brutalität so eher als eine Ausgeburt cineastischer Phantasie erscheinen lässt.

Ein typischer Satz des Obergangsters an seinen Kraftprotz von Aufräumer, der in einem Gespräch was sagen möchte „wenn ich Ihre Meinung hören möchte, dann kaufe ich Ihnen ein Gehirn“.

Und fast schon zum Lachen, wie die entschuldigende, Verständnis erwecken sollende Biographie des Killers dargeboten wird: er sei auf der Straße aufgewachsen.

Ein alter Meister wie Walter Hill, der prescht so einen Actionstreifen wie aus einem coolen Knieschuss auf die Leinwand. Einwandfreier Treffer.

Take This Waltz

Die entzückend natürliche Michelle Williams ist hier als Margot die Frau zwischen zwei Männern; resp. die Frau, die immer Liebe möchte, frische lebendige Liebe, und wenn ein Mann das nicht mehr bieten kann, wenn er wie ihr Ehegatte Lou, dargestellt von Seth Rogen, einem Kochbuchautor, der gerade an Hühnergerichten arbeitet, vollkommen zufrieden ist mit seinen Töpfen, seinen Hühnern, zum Beispiel „Huhn Cacciatore“ und seinen Rezepten, dann kann sie sehr, sehr anfällig werden für andere Kontakte, obwohl sie sich anfänglich ihres Unglückes gar nicht recht bewusst ist, sich sogar für glücklich hält.

Denn vieles funktioniert noch in dieser Ehe. Im Bett kuscheln sie dicht aneinander und erklären sich, wie sehr sie sich lieben, so sehr, dass er ihr die Milz gerne rausreißen würde, oder sie aus seinem Hirn Brei machen würde oder „ich will Dich zu Tode prügeln und Dich als Leim verkaufen“ oder auch der „Langzeitwitz“ mit der Dusche und dem kalten Wasser.

Ein bisschen scheint Margot aber auch unersättlich zu sein, immer wenn Lou kocht, schmiegt sie sich von hinten an ihn. Erinnert an das Verhalten von Kleinkindern, die anderweitig beschäftigten Eltern immer in die Quere kommen, wie aus Eifersucht.

Alle diese gefühligen, sehnsüchtigen Sachen filmt unsere Regisseurin Sarah Polley, die auch das Drehbuch geschrieben hat, hocherotisch. Erotik als eine Sache des Kopfes begriffen, denn damit fängt es an. Das dürfte mit der dafür ideal besetzten Michelle Williams die Hauptattraktion dieses Filmes sein.

Allerdings kann keine Liebe jeden Tag frisch sein, sie braucht wohl das Unbekannte, das Abenteuer, das zu zeigen scheint jedenfalls die Absicht unserer Filmemacherin zu sein. Denn Wiederholungen bringen Routine. Und die stellt sich auch im Film realistisch ein. Allerdings noch nicht während des ersten Verhältnisses. Sondern erst spät, wenn Margot die Männer gewechselt hat. Diese Routine wird in einer fast theatermäßigen Performance in einem anfänglich leeren Gewölberaum im abgehackten Schnelldurchlauf durchexerziert.

Wie Margot zu ihrem zweiten Verhältnis, das ist der Maler und Rikschaläufer Daniel, kommt und wie sich das entwickelt, das ist die zweite starke Marke an diesem Film.

Margot hat auch einen Beruf. Sie ist Autorin. Schreibt aber nicht das, was sie eigentlich möchte. Wir lernen sie an der historischen Städte Louisbourg kennen. Sie soll dafür und für die dortigen Mittelalterperformances Werbetexte verfassen.

Sie läuft in eine Szene hinein, in der ein Ehebrecher ausgepeitscht werden soll. Und ausgerechnet sie, mit dem Notizblock in der Hand, soll die arme Kreatur nach Kräften auf den Rücken peitschen. Allein wie zaghaft sie anfängt, ist köstlich zweideutig; aber das Publikum johlt, sie solle härter zuschlagen. Dabei gibt es einen kurzen Blickwechsel mit einem jungen Mann. Es ist besagter Daniel.

Die nächste Begegnung mit Daniel findet auf dem Umsteigeflughafen Montreal statt. Margot wird im Rollstuhl zum Einstieg gefahren. Daniel steht in der Warteschlange und kommt im Flugzeug ausgerechnet neben sie zu sitzen. Und nicht nur Daniel, auch der Zuschauer fragt sich, wieso wurde sie im Rollstuhl gefahren, eben haben wir sie doch bei einer längeren Führung durch das Mittelalter putzmunter auf zwei Beinen erlebt und auch nicht andeutungsweise unsicher oder gar Halt suchend. Die Auflösung diese Rätsels spannt die nächsten zarten Fäden zwischen ihr und Daniel, ist frappant und charakterisiert Margot als diffiziles Geschöpf.

Zuhause angekommen teilen sich die beiden eine Taxe, weil sie in der gleichen Gegend wohnen. Aber dass Daniel ausgerechnet ihr Nachbar schräg gegenüber sein würde, damit hätte keiner gerechnet. Was jetzt in Gang kommen wird, das kann sich zwar jeder ausrechnen, aber Sarah Polley macht das so charmant und humorvoll, dass es ein Vergnügen ist und nicht nur wegen der vielen hocherotischen Szenen.

Noch ein netter Hinweis auf den Charakter von Margot: einmal trägt sie ein T-Shirt mit der knalligen Aufschrift: Freeloader, was nach leo.org so viel wie Schmarotzer, Trittbrettfahrer bedeutet.

Im Kino der kleinen Ortschaft am Meer läuft übrigens „Mon Oncle“, eine feine cineastische Referenz, der Film hier eher verstanden als eine Sehnsuchtserklärung denn als eine Tati-Interpretation.

Ein wach-fühliger Film in liebesversponnener Erzählweise, der am liebsten Liebeszustände beobachtet; von einer Frau, aber sicher nicht nur für Frauen.

No

Ein Film, der einerseits lateinamerikanische Vergangenheit reflektiert, der andererseits ein beeindruckendes Beispiel einer geschickten und erfolgreichen TV-Wahl-Kampagne in Vorinternetzeiten zeigt.

Der Film spielt 1988. Auf internationalen Druck muss der chilenische Diktator Pinochet ein Referendum für oder wider seine Diktatur abhalten. Die Opposition, über ein Dutzend Parteien und Gruppierungen, die es unter seinem brutalem Regime eh schon schwer hatten, hat Mühe einen gemeinsamen Nenner für eine Werbekampagne zu finden. Knapp einen Monat lang erhalten nämlich sowohl Regierungspartei als auch Opposition täglich je eine Viertelstunde TV-Werbezeit.

Der Film beschreibt vor allem die Konflikte, die sich in der Opposition um eine wirkungsvolle Anti-Diktatur-Werbung abspielen. Der Hang der Mehrheit der Opposition geht eindeutig in Richtung Schilderung der katastrophalen Verhältnisse. Sie will aufzählen, wer alles verschwunden ist, wer gefoltert wurde. Gut verständlich aber nicht sehr werbewirksam, nicht sehr erfolgsversprechend. Darstellung des eigenen Elendes als Werbebotschaft ist eben höchst fragwürdig.

Dem Regisseur Pablo Larrain, steht im Schauspieler Gael Garcia Bernal als René Savedraa ein wunderbarer Held für das Gute zur Verfügung, wie es das Drehbuch von Pablo Larrain vorgesehen hat. Ein Held, der mit seinen großen, unschuldigen Augen, seinem ruhigen Blick, seiner Ruhe, den Überblick verspricht. Denn dieser Savedraa ist Werbespezialist, war einige Zeit außerhalb von Chile und hat nun bei einer etablierten Agentur angeheuert. Sein Chef ist der zwielichtige Lucho Guzmán, der gleichzeitig, ohne dass die Opposition das weiß, die Werbekampagne für Pinochet leitet.

Savedraa wird also von der No-Kampagne um Unterstützung gebeten. Er ist noch heldischer und verletzlicher dadurch, dass er einen Buben, Simon hat. Der lebt bei ihm. Seine Frau lebt mit einem anderen Mann zusammen.

Das Packende an diesem Film ist es, diesen Brain-Storming-Prozess der Nein-Kampagne zu verfolgen. Pablo Larrain inszeniert ganz in dokumentarischem Stil. Außerdem hat er viel Archiv-Material aus Nachrichtensendungen einfließen lassen. So blieb es ihm erspart, einen Darsteller für Pinochet finden zu müssen.

Die These von Savedraa ist die: Optimismus verbreiten, Aufbruchsstimmung, Begeisterung für ein freies Chile. Allerdings kämpft er gegen das Unverständnis der unter der Diktatur Leidenden und auch unterm Doppelspiel seines mit der Junta verbandelten Chefs Guzman. Ständig werden ihm Hindernisse in den Weg gelegt, erst recht, wie die Clique um Pinochet herum anfängt zu bemerken, dass sie die Nein-Kampagne vollkommen unterschätzt hat. Über Guzman ist diese Clique aber bestens mit den Methoden von René vertraut, fängt an, diese zu kopieren. Allerdings nicht so erfolgreich. Guzman versucht auch, René auf seine Seite zu ziehen.

Nach gelungener Abstimmung, die bis zur definitiven Verlesung der Resultate eine reine Zitterpartie wird, ob Pinochet das Resultat anerkennt, ist Guzman immer noch gut im Geschäft. Pinochet jedoch hatte bei dem großen Interesse der Weltpresse keine Chance, die offensichtlichen Zahlen noch zu manipulieren.

René bleibt ein stiller Held. Ob ihn wirklich die Freiheit oder doch mehr nur seine Fähigkeiten als PR-Manager interessiert haben, das bleibt offen. Er läuft nach der Wahl und damit nach seinem PR-Erfolg mit seinem Sohn allein durch den Trouble. Anschließend sieht man ihn bei der Fortsetzung eines Shootings für ein Schönheitsprodukts namens „Schön und Kühn“.

Aus Archivfootage werden auch Jane Fonda, Richard Dreyfuss, Christopher Reeve für die No-Kampagne sprechen.

Ein Film, der angesichts der Bewegungen in den arabischen Ländern, aber auch in Osteuropa höchst aktuell erscheint. Wie kann eine brutale Herrschaft gewaltlos und mit einer geschickten Medien-Kampagne beendet werden? Wie schwer ist es, als Gedemütigter, als Unterdrückter, als Opfer positive Ziele zu formulieren, auf Augenhöhe mit den Unterdrückern, den Quälern? Wie kann die Opferfalle, dass man gerade, weil man Opfer ist und dies dargestellt haben möchte, nochmal zum Opfer wird, ausgetrickst werden?

Nachtzug nach Lissabon

Der Titel dieses Filmes, der dem Titel des Bestsellers von Pascal Mercier entspricht, der hier von Bille August nach eine Drehbuch von Greg Latter und Ulrich Hermann verfilmt wurde, verströmt allein als solcher so viel Aura, so viel Flair, verspricht Tiefe und Traumpotential. Es gibt Nomen, die großes Omen verbreiten, selfselling Etikettes. Ein solches ist ein Nachtzug nach Lissabon. Weg aus dem kleinkrämerischen Europa durch die Nacht und am Morgen grüßt einen die Traumstadt Lissabon.

Unser Kinotraumzug geht in Bern in der Schweiz los. Allerdings ist hier nicht der Weg, nicht der Zug das Ziel; die Fahrt spielt nur kurz eine Rolle; sie ist der knappe Weg zu einer langen Recherche in Lissabon nach dem portugiesischen Autor Amadeu Inacio de Almeida Prado, einem Widerständler in der Zeit der Diktatur in den Siebzigern des letzten Jahrhunderts.

Lissabon, diese Stadt mit dem unwiderstehlichen, leisen Flair, ein Bild aus Erzählungen und Schwärmereien von Künstlern, auch von Filmemachern. Schon von sich aus eine Kinobildstadt.

Wenn außerdem Bille August für die Regie zeichnet, wenn ihm ein großes Starensemble (Von A wie August Diehl über B wie Bruno Ganz über J und I wie Jeremy Irons bis M wie Martina Gedeck und R wie Charlotte Rampling) zur Verfügung steht und wenn dazu ein Hansjörg Weißbrich für einen garantiert geschmeidigen, keine Augabschweifungen ermöglichenden Schnitt sorgt, so werden sich die Produzenten aus Deutschland, der Schweiz und Portugal gedacht haben, da kann nichts mehr schief gehen. Das wird ein hundertprozentiger Kulturgenuss für den bürgerlichen Literatur- und Kinobewunderer, der sich am liebsten im Kinosessel wohlig einrichtet. Wenn er als Zuschauer noch auf der guten Seite, auf der moralisch korrekten Seite des Widerstandes und der Befürworter von Freiheit und Recht sich befindet, wenn der Filmemacher wie ein Ministrant den Weihrauchkessel andächtig um das Kulturgut schwingt, dann hat er, so glaubt er, gewonnen.

Jeremy Irons ist ein Lateinlehrer in Bern. Er wird als vertrocknet, vertrottelt, weltfremd, alleinstehend vorgestellt. Auf dem Weg zur Schule muss er eine hohe Aarebrücke überqueren. Dort steht auf dem Geländer dem Fluss zugewandt eine Frau mit einem roten Mantel. So rot, dass selbst der vergeistigte Professor in seinem Alltagstrott dem sinnlichen Signal nicht widerstehen kann. Der Weltfremde mutiert blitzschnell zum geistesgegenwärtigen Lebensretter, zum Selbstmordverhüter.

Er kommt mit der Frau ins Gespräch, nimmt sie mit in seinen Unterricht. Aber sie geht wieder weg. Er ihr nach. Er verliert sie. Ihm bleibt von ihr der rote Mantel und ein portugiesisches Buch, in dem sich eine Fahrkarte für den Nachtzug nach Lissabon befindet. Jetzt gibt es für Raimund Gregorius, so heißt der Professor laut Besetzungsliste im IMDb, kein Zurück mehr. Buch und Frau haben den Vertrottelten elektrisiert.

In Lissabon macht er sich auf Spurensuche nach dem Autor des Buches und begegnet so verschiedenen Zeitgenossen von ihm. Der Film wechselt jetzt zu einer Erzählweise mit Rückblenden, so dass verschiedene Darsteller ein junges Pendant bekommen. Immer wieder sind auch Textstellen des Autors voice-over zu den Bildern eingesprochen, in der deutschen Fassung mit einer tiefen Männerstimme, die vor lauter wohltönendem Bass eher wirkt wie ein feiner Seelenmassagesound denn wie eine inhaltlich fordernde Aussage, die zumindest für den, der weder Autor noch Buch kennt, ein too much an Info nebst Handlung und Bildern bedeuten kann.

Die Inszenierung dieses Startheaters durch Bille August wirkt vielleicht gerade durch den im Untertext doch sehr eindeutig prononcierten Perfektionsanspruch gelegentlich so hochprofessionell und einwandfrei, dass man wähnt in einem sprechenden Wachsfigurenkabinett sich verlaufen zu haben. Ein Vorstellung von großem Kino, die hier geboten wird, die mir doch reichlich démodé vorkommt oder konventionell repertoire- und staatstheaterlich, primär gedacht wohl fürs wohlmögende bürgerliche Literatur- und Theaterpublikum, weniger für den Filmfreak, der Kino immer auch als eine Erforschung der Möglichkeiten von Kino begreift und der einen so gestalteten Nachtzug vielleicht eher unter Kuriosa von 2013 subsumieren würde. Dass es so etwas noch gibt.

Schöne Frage aus dem Film: warum ist die Welt so grausam (ist sie es bei diesem Kinoerlebnis gewiss nicht; Kino, das sich kinoklerikal gibt). Statuentheater, Statuenkino. Die Musik unterstreicht das Bedeutungshafte einer jeden Szene.

Kino, was dem bürgerlichen Publikum schmerzfrei aber subkutan prickelnd ein Feeling von Widerständler einflößen möchte.

Liebe und andere Turbulenzen

Eine schöne, ruhige, umsichtig, sehr umsichtig gemachte, so umsichtig gebaute und inszenierte Komödie, dass dabei schlicht vergessen worden ist, was den Pfiff einer richtigen Komödie ausmacht, nämlich die menschlichen Abgründe, die im auf den ersten Blick liebenswürdigen Menschen wirken und ihn in seiner Widersprüchlichkeit auflaufen lassen.

Vor uns haben wir eine deutsche Produktion, die vor allem in Paris spielt, die von einem amerikanischen Regisseur geschrieben und inszeniert worden ist, Jeremy Leven, und international besetzt ist. Paolo (Vincenzo Amato), ein lebenslustiger Italiener und recht nonchalant, ist Busfahrer in Paris. Er ist verliebt in Greta (Nora Tschirner), die als Stewardess bei der Fluglinie German Wings arbeitet und oft nach Paris fliegt. Hier trifft sie Paolo für heiße Liebesnächte.

Anfangs des Filmes ist es bald so weit, dass er ihr einen Verlobungsantrag macht, er meint es ernst, nicht leicht für einen leichten Italiener, er hat sogar einen Ring erspart und erstanden. Aber wie das Unterbewusste des Menschen so spielt, wenn er eine Sache, also die Hochzeit, haben könnte, wenn er einen Menschen haben könnte, so werden plötzlich andere Menschen interessant. Das ist alles gut gedacht vom Drehbuch her.

Just nach dem Antrag bei seiner nächsten Schicht mit dem gelben Doppeldecker von „L’open Tour“ hält vor einer Ampel neben ihm eine Radfahrerin. Sie lächeln sich zu. Er denkt nur noch an sie. Mehrere Male wiederholt sich dieses Spiel. Er will schon ihre Telefonnummer erfragen. Es ist Cécile (Louise Monot). Sie gibt sie aber nicht. So sieht er als einzigen Ausweg im Sinne seiner zügellosen Triebhaftigkeit, sie einfach anzufahren.

Vom Moment ab, wo sie im Spital liegt, kann er erst mal über sie verfügen. Denn er wird von ihren beiden Kindern gleich als der vermisste Vater identifiziert. Ab jetzt führt Paolo ein anstrengendes Doppelleben. Einerseits muss er Cécile und ihre Kinder versorgen, diese auch in die Schule bringen; andererseits soll er für seine Verlobte da sein, wenn sie in Paris ist.

Als Katalysatoren in diesem Versteckspiel gibt es noch Piloten von der Airline, zu denen die immer skeptischer werdende Greta einen freundschaftlichen Kontakt hat und auf der Seite von Paolo ist es Derek, ein leicht angeschwult gezeichneter Typ, was auch prompt einmal als Ausrede für die Unabkömmlichkeit von Paolo herhalten muss. Komplikationen, wie sie für eine Komödie leider allzu bekannt sind. Sie sind hier übersichtlich ausgebreitet und oft untermalt mit einer Musiksoße, die lange Fäden zieht.

Paris erscheint in einem nostalgischen Beige bis Gelb. Cécile ist Schauspielerin oder Model. Sie erleben wir einmal bei einem Werbeshooting, bei dem sie eine Seife nicht halten kann; die fliegt bei jedem Take dem Produzenten ins Gesicht, zwar ziemlich unglaubwürdig, aber lustig gedacht, wie überhaupt der Film bei aller Gemütlichkeit viel Charme und Sympathie zu erwecken vermag, obgleich diese Gemütlichkeit zielgerichtet für das bekanntlich nicht allzu junge, nicht allzu anspruchsvolle deutsch-öffentlich-rechtliche Fernsehpublikum gedacht zu sein scheint.

Die Liebe und Anhänglichkeit des Regisseurs und Autors zu seinem Projekt kommt gut rüber; obwohl leider die Zutaten Tempo und Witz, Charme und Keckheit, Tiefe und Boshaftigkeit in dieser Zuneigung verloren gegangen scheint oder vielleicht im Widerspruch zur deutlichen Konventionalität von nett sein sollenden Dialogen und Figuren auch gar nicht gepasst hätte.