Hänsel & Gretel: Hexenjäger

Mit strohdummem, deutschem Geld stupidisierte und brutalisierte Gebrüder-Grimm-“Weiterentwicklung“, die wirkt wie eine Werbeplattform für die Rifle Association of America besonders hinsichtlich in 3D brillant gezeigter moderner Splittergeschosse.

Dramaturgisch stimmig daran ist, dass der Macher des Filmes, ein Tommy Wirkola, das Gebot einer guten Geschichte offenbar kennt, dass nämlich das Ende einer Geschichte der Anfang einer neuen Geschichte sein können müsse. Er will jetzt die neue Geschichte nach dem Ende der guten alten Geschichte der Gebrüder Grimm zeigen.

So fängt er denn vor den Titeln mit einem kursorischen Ende des Grimmschen Märchens von Hänsel und Gretel an, wie sie die schauderhaft dargestellte Hexe in den Ofen stecken.

Aber damit war der Anteil einer guten Geschichte auch schon erledigt. Der nun folgende Zeitsprung hupft zu einer Hexenverbrennung in Augsburg. Inzwischen sind Hänsel und Gretel erwachsen geworden. Sie haben sich zu veritablen Hexenjägern entwickelt, dead or alive, es kann nicht genug geballert werden in diesem amerikanischen Grimm-Exorzismus, Amokläufe hin oder her.

Die Gesetzgebung in Washington, die sich immerhin einige Verbote und Beschränkungen bezüglich Waffenbesitzes am Ausdenken ist, dürfte da geistig bereits um Meilen weiter sein als Hollywood, was hier seinen Fundus an brutalen Action-Gags skrupellos selbst plündert. Mehr ist nicht. Mehr gibt’s nicht zu berichten.

Was folgt, es ist abgelutschte brutale Action-Kiste, die hier wahllos aus verstaubten Lagerräumen bemüht wird. Das hervorragendste Merkmal davon ist die glanzvolle 3-D-Präsentation von modernen Ballerwaffen. Das sind die einzigen Momente, in denen die Dreidimensionalität voll zur Wirkung kommt. Man fühlt sich wie auf einer Waffenmesse.

Den ganzen Märchenkram drumherum kann man getrost vergessen. Schlecht ausgewählte Schauspieler, die schlecht spielen. Hänsel ist ganz verbissen und glaubt er spielt einen Gun-Helden. Das ist zum Zuschauen grausam. Den Film schauen zu müssen, könnte im Sinne der Gebrüder Grimm eine grausame Strafe für einen bösen Buben sein. Es gibt einen Hexensabbat wie im Provinztheater. Oder es könnte folgendes passiert sein: der Lagerarbeiter aus dem Hollywood-Action-Fundus hat sich ständig vertan und ständig die falschen Requisiten und Action-Aktionen geliefert. Auch Szenenauflösung, Schnitt und Rhythmus kommen arg klumpfüßig daher. 3-D ist vollkommen überflüssig und noch dazu dilettantisch eingesetzt, schade um den Aufpreis. Eine witz- und humorlose Angelegenheit. Eine Predigt für das Faustrecht des Stärkeren. Das alles mit viel deutscher, hirnloser Geldsubvention und ertränkt in einer magenverderbenden Hans-Zimmer-Musikmayonnaise.

Die Grimmschen Märchen sind grausam. Mit diesem Film beweist Hollywood, dass es zwischen grausam und primitiv-brutal nicht unterscheiden kann.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert