Ein starkes Votum für die Abenteuerpädagogik, was uns hier Mike Magidson, der mit Ole Jörgen Hameken auch das Drehbuch geschrieben hat, in grönlandheller Eislandschaft die von prächtigen, kräftigen Husky-Schlittengespannen durchquert wird, abgibt.
Die matriarchalische Chefpädagogin ist Aviaaja. Sie agiert wie die Leiterin eine großen Konzerns. Sie hat die Übersicht. Rebekka Jörgensen, die Darstellerin der Aviaaja, ist auch im richtigen Leben die Chefin eines Jugendzentrums in Uumannaq. Sie bringt einen bemerkenswerten Real-Life-Impetus in diesen Film. Von diesem Jugendzentrum kommt auch der Hauptdarsteller, der junge Inuit Gabe Petersen, der die Titelrolle Inuk spielt.
Die Geschichte im Film ist die: Inuks Vater war ein berühmter, ja der berühmteste Robbenfänger. Wie Inuk als kleines Kind erkrankte, fuhren die Eltern mit ihm im Schlittengespann einen riskanten Weg übers Eis. Das hören wir im Film mehrfach, dass das Eis immer schlechter wird. Der Hinweis auf den Klimawandel. An einer gefährlichen Stelle wollte der Vater dem Schlitten vorausgehen, um das Eis zu testen. Er ertrank. Die Mutter schaffte es, mit dem Kind zu überleben. Sie zog nach Nuuk, der grönländischen Hauptstadt. War aber allein überfordert mit der Erziehung und Fürsorge für den Jungen. Alkohol, Freundinnen, Rauchen bestimmten ihr Leben und nicht das Kind.
Das Jugendamt übernimmt die Verantwortung. Es verschickt den Jungen in das Jugendzentrum in Uumannaq hoch im Norden (dazu muss man erst mit einem Flieger und dann noch mit dem Helikopter reisen). Dort fädelt die ihre Umgebung immer wach und scharf beobachtende Aviaaja die Abenteuerfahrt mit den Robbenjägern und den Schlitten ein.
Auch ein Mädchen befindet sich im Jugendzentrum, das Inuk gefällt. Aber auf der Abenteuerreise in den Schnee und zu den Robben begreift er die Lektion, erst das Jagen zu lernen und dann sich um die Mädchen zu kümmern. Des weiteren erfährt er von seinem „Mentor“, einem erfahrenen Jäger, mit dem zusammen er ein Schlittengespann fährt, dass sein Vater einst ein berühmter Jäger war. Nebst vielem anderem Jägerstroh, was dieser ihm und den Kindern nächtens auftischt.
Ein schön elegischer Film über eine Vatersuche. Die Suche nach dem Vater in sich, nachdem Inuk den physischen Vater schon in früher Jugend verloren hat. Dadurch dass er sich auf den Weg seines Wirkens macht. Ein Stück Peitsche hat er geerbt von ihm. Hier wird ein kleiner Bezug zum Vater haptisch greifbar. Dieses Peitschenstück wird eingesetzt als eine Art Missing Link auf der Suche nach dem Vater und damit nach sich selbst. Eine Suche, die nicht ohne Härte, Schmerzen und Einsamkeit, ja sogar Verzweiflung abläuft. Aber die Suche ist wunderbar aufgehoben in den großartigen, fantastischen Bildern der Eiswüstenei Grönlands.