7 Psychos

Dieser Film von Martin McDonagh gibt uns Einblick in einen eher traurigen Tümpel eines sicher hochintelligenten (und auch humorvollen, das hat er mit „Brügge sehen … und sterben?“ bewiesen) Autoren, der sich offenbar nicht entscheiden kann, was er uns denn als Autor nun an verbindlicher Message mitteilen will, vielleicht ist es auch Nostalgie nach jener Phase der Jugend, in der der Geist erwacht und glaubt, er könne alles, aber er hat noch keine Erfahrung. Sehnsucht nach jener Offenheit.

Ob ein „Shoot-Out“ in einem Film auch ohne Waffen abgehen kann. Das wird hier zum Beispiel verhandelt. Überhaupt thematisiert er auch gleich den Hollywood-Autoren, der herrlich wohnt in Kalifornien, der aber außer dem Titel „7 Psychos“ noch kaum eine Zeile zustande gebracht hat, was dazu führen wird, dass er im Laufe des Filmes immer mehr zu starken alkoholischen Getränken greifen wird; ihn, Marty heißt er, spielt Colin Farrell in einer jugendhaften Männlichkeit, die sich das Burschenhafte noch bewahren möchte, das sich nicht festlegen will, auch gestisch nicht, vielleicht mal demonstrativ am Ohr kratzen oder ein paar Grimassen verziehen.

Aber der Plot des Filmes, so verlangt es noch jeder Studentenstreichfilm, ist natürlich dazu angetan, dem Autor mehr als nur den Stoff für einen Film zu liefern. Christopher Walken nämlich, der zur Umgebung unseres Autoren gehört, ist hier ein Weißer, der mit einer Schwarzen verheiratet ist, das ist echt ungewöhnlich (später wird es heißen: a Polak married an Nigger mit Mira Kieslowsky).

Mira ist bettlägrig im Spital und Hans, so heißt Walken im Film, fängt mit einem Kumpel entlaufene Hunde oder lässt Hunde entlaufen, so genau erfährt man das nicht, sie haben jedenfalls eine hübsche Sammlung davon; Hans bringt sie den aufgelösten Herrschaften zurück und kassiert gerne mal bis zu 500 Dollar als Dankeschön. Die bringt er Mira. Das ist eigentlich ein Nebenstrang.

Der Hauptstrang der Geschichte handelt von der Evaluierung verschiedener Psychpathenmöglichkeiten im Film – auch das verläuft studentenhaft begabt.

Noch zu Walken, der darf sich selbst zelebrieren als wahrhaftes Relikt aus der Filmgeschichte der 70er Jahre, in welchem Martin McDonagh seinen Film ansiedelt, wenn Walken auftritt, dann ist auf der Leinwand sofort Sonntag („we all got a dream“).

Die Hauptnebenstory nimmt folgende filmdramatische Wendung bar jeglicher Überraschung selbstverständlich, dass den Hundefindern ein „Shih Tzu“ in die Hände geraten ist und dieser Schoßhund gehört ausgerechnet einem abgebrühten Verbrecher, Filmverbrecher. Das setzt eine weitere filmübliche Geschichte in Gang, die aber immer mal wieder zwecks Reflexion oder wie könnte man es anders machen, soll man eher eine Heaven- oder eine Hell-story, eine violate oder eine life-affirming-Story draus machen, unterbrochen wird.

Der Autor muss immer wieder seinen Kommentar dazu geben. Vielleicht könnte man neidvoll sagen, glücklich der Autor, den kein tieferer Konflikt aufwühlt und beschäftigt und quält, glücklich der Autor, der offenbar seine akademischen Spielchen mit Versatzstücken aus der amerikanischen Filmgeschichte spielen kann – und so gebildet ist er, dass er auch immer wieder das Thema „Liebe“ anspricht, wenn auch nicht inszeniert. Außer vielleicht das Bild, wo Walken seine tote Frau in Armen hält und am Boden sitzt.

Glücklich der Autor, der fernab jeglichen Weltenlaufs sich in seinem Kinoteich austoben kann und es vor lauter Freiheit nur sehr zurückhaltend bis skeptisch tut. Gut, Vietnam kommt vor, eine Selbstverbrennung und auch hier gibt es eine kurze Reflexion über Gewalt, aber wirklich nur ein ganz leises Echo auf die Gewalt, wie sie sich heute in den verschiedensten Erdteilen Bahn bricht, abseits vom erhabenen Hollywood.

Oder soll das Ganze gar ein Parodie über abgehobene Hollywood-Autoren sein. Vielleicht ist irgendwo im Abspann versteckt noch die Antwort gekommen. Aber vielleicht ist es wirklich nur ein exklusiver Bericht aus einem dahindämmernden Autorentümpel. Vielleicht auch eine (sehr akademische) Hommage an das New-Hollywood der 70er.

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