Red Tails

Die Luftkämpfe in diesem Film sind nicht unbedingt was für schwache Mägen.

Der Film möchte ein ehrbares Thema behandeln: Rassendiskriminierung; und zwar anhand einer US-Fliegerstaffel von Schwarzen im Zweiten Weltkrieg, die in Italien weit hinter der Front stationiert sind und dann die Chance zum Beweis ihrer Gleichwertigkeit bekommen – und selbstverständlich auch nutzen, da verrät man nicht zuviel.

Anthony Hemingway hat den Film inszeniert nach einem Drehbuch von John Ridley; als Drehort wählte man – sicher aus Finanzgründen – die Barrandov-Studios in der Tschechei; so sprechen denn die deutschen Soldaten ein merkwürdig pathetisch- musikalisches Deutsch. Hinter allem steht das legendäre Lucasfilm-Studio: George Lucas wird seinen eigenen Filmen mit diesem Film garantiert keine ernsthafte Konkurrenz machen.

Vielleicht liegt der größte Mangel schon am Drehbuch: das hat sich zwar das erwähnte Thema vorgenommen, was wie gesagt achtenswert ist, aber es verpasst den Empathiepunkt beim Zuschauer.

Der Film fängt sehr gemütlich an, in gemütlichem Setting, eindeutig Flieger im Studio, so klare Aufnahmen, und der Fluglärm so wenig störend, künstlich, künstlich – und gemütlich, man sieht förmlich wie die Schauspieler sich aus ihren Garderoben kommend in diese schaukelnden Gefährte begeben haben – weit und breit kein Krieg im Sicht. War is like hell und sie langweilen sich hier like hell, wird an einer Stelle gesagt. Es kristallisiert sich aber keine Hauptfigur raus, es gibt keinen Punkt, wo die Rassendiskriminierung für den Zuschauer empirisch nachvollziehbar, schmerzhaft wirkt. Denn erst sind wir alle nur unter den „Negroes“, wie sie sich selbst nennen. Also ist das Thema schon mal zumindest schwierig eingeführt.

Es wird dem Film zwar der Satz vorangestellt, dass Blacks inferior seien und daher als Kanonenfutter geeignet (meine freie Interpretation des etwas langen Satzes).

Wir sind in Italien 1944. Und jetzt wird also diese gepflegte Langweile gezeigt, die so gar keine Spannung aufkommen lassen will. Weil sich das Buch nicht für den Konflikt einer Figur interessiert und der thematisierte Rassenkonflikt kommt auch erst nach etwa einer Viertelstunde Stimmungsmalerei ins Movie, nämlich als ein Zeitungsartikel, der das formuliert. Das ist wirklich gut gemeint, das Thema schriftlich an den Anfang zu stellen und dann nach einer Viertelstunde noch mal es in Form eines Zeitungsartikels überdeutlich reinzubringen.

Die Szenen sind meist sehr statuarisch inszeniert, man merkt, wie die Schauspieler sie eingeübt haben, oft sind es steife Stehparties, ein Kino auf schwerfälligen Füßen und der Schnitt hilft auch nicht weiter, ist nicht smart genug und auch die Kamera scheint nicht allzu wachen Auges zu sein, noch das Beleuchtungsdepartment.

Szenen unterschiedlichen Rhythmus‘ wechseln abrupt miteinander, es fehlt der Fluss, der die Szenen verbindet und zusammengießt. Dann wird, weil das Thema nicht radikal studiert und eruiert worden ist, eine Liebesgeschichte eingeführt, die zwischen Jo und Sofia, einer vermutlich gesichtskorrigierten Italienerin, deren Mutter auf die erste Jeepfahrt unbedingt mitkommen möchte. Die sehen im Schwarzen nun gar nicht den Schwarzen, sondern nur den Amerikaner, der reich sein muss (also man könnte sagen: Thema dieses Nebenstranges verfehlt).

Dann nach einer langen ersten halben Stunde bekommt die Staffel endlich ihre Chance, sich mit der Operation „Jingle“ zu beweisen.

Übrigens scheint sich auch die Musik schwer zu tun, bei der Diffusität von Themen (es gibt noch eine Gefangenen-Geschichte und eine Fluchtgeschichte aus dem deutschen Gefangenenlager).

Nach etwa 50 Filmminuten haben die Schwarzen in wenigen Filmminuten den ersten Beweis ihrer Gleichwertigkeit und Tauglichkeit als Kriegspiloten abgeliefert. Wie sollen nun aber die nächsten 70 Minuten noch gefüllt werden? Aha, der erste Einsatz ist ja ohne Mann- und Flugzeugverlust verlaufen. Wir könnten also einen Einsatz brauchen, wo es einem schwindlig wird und einer eine Bruchlandung hinlegen wird. Einer, der den Fallschirm betätigt und von den Deutschen gefangen genommen wird.

Dann gibt es im italienischen Ort einen Offiziersclub. Hier kann zuerst gezeigt werden, wie der schwarze Offizier nicht zugelassen wird. Der schlägert daraufhin. Er bekommt von seinem schwarzen Vorgesetzten eine Ermahnung, dass er nicht mit den Fäusten sondern mit dem Köpfchen arbeiten soll. Die Liebesgeschichte muss auch zwischendrin aufflammen, fröhlich auf italienisch-amerikanisch hin- und her schwankend und keiner versteht den anderen, aber amore muss sein.

Einmal soll ein Schwarzer seinen einzigen Fehler, nämlich das Selbstmitleid, sein lassen, genau, das ist der Offizier, der den Mann verloren hat, auch so ein Drama, sich schuldig fühlt und seinen Posten zur Verfügung stellen wird; ein Thema, was nun mit dem vorgeblichen Thema des Filmes wiederum gar nichts zu tun hat. Irgendwie müssen wir noch die Kurve kriegen. Das wäre doch eine Idee: noch einen extrem schwierigen, extrem gefährlichen Einsatz nach Berlin zu erfinden, nach wahren Begebenheiten, wie es im Vorspann heißt, wo alle Piloten zusammenhalten müssen, die weißen und die schwarzen; genau, das haben wir vergessen zu erwähnen, es gibt immer zwischendrin auch mal Szenen im anfangs des Filmes noch rassistischen Pentagon.

Dann kommen noch mal ein paar der wenigen Minuten Luftkämpfe, für die sich der Film oder seine Werbung zu recht so sehr rühmt. Und dann schön amerikanisch am Schluss eine Ehrung und die amerikanische Flagge weht – so was von abgestanden.

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