Die Farbe des Ozeans

Armutsflüchltingsthemengestützte Abschöpfung von Filmförder- und Fernsehgeldern mit zwei mager ausgearbeiteten Geschichten, die fürs Kino schlicht zu dünn sind.

Man versuche einen Film über folgende Sachverhalte zu machen: ein spanischer Cop hat eine drogenabhängige Schwester und weil sie einen Arm im Gips hat, muss er ihr das Dope verabreichen. Eine Deutsche macht Urlaub auf dieser Insel vor Spanien, deren Namen nie erwähnt wird, sie wartet darauf, dass ihr Freund aus Deutschland nachfliegt, denn es sind die Tage zwischen den Jahren. Sie wird von einem Flüchtling aus Afrika um Geld für die Überfahrt aufs Festland gebeten.

Der spanische Cop, der nun wirklich ein fabelhaft aussehender und cool agierender Spanier ist, er heißt Alex Gonzales, ist im Film José und handelt aus ruhig überlegenem Habitus, der möchte einerseits nicht, dass seine Kollegen mitkriegen, was mit seiner Schwester los ist; andererseits ist er mit angelandeten Afrikaflüchtlingen befasst, führt Befragungen durch und ist nicht unbedingt freundlich zu den armseligen Kreaturen.

Die Deutsche ist in der ersten Szene als Bikini-Schönheit am Strand unterwegs, wie ein Boot mit ausgedürsteten und teils toten Afrikanern eben gelandet ist. Einem von ihnen hat sie ihre Telefonnummer gegeben. Von diesem, es dürfte Zola sein, gibt’s anschließend auch eine kleine Geschichte: wie er mit seinem Sohn unter Vorwänden und Lügen ins Leichenschauhaus gelassen wird, um von dort auszubrechen.

Dann zeigt uns Maggie Peren, so heißt die Schreiberin des Buches, die auch die Regie geführt hat, wie die Polizisten diskutieren, dass der Ausbüchser versuchen werde, zum nächsten Parkplatz durchzukommen, um dort in den Abfalltonnen nach Trinkwasserflaschen zu suchen. Wie er sich dann tatsächlich dran machen will, kommt ihm die Polizei zuvor und transportiert die Müllsäcke ab.

Anhand von Zola wird ein Flüchtlingsschicksal angetippt, das uns zeigen soll, wie schlimm das alles ist. Es ist schlimm. Nur ist es für einen Spielfilm wiederum sehr wenig, dieses als Hauptabsicht zu haben und darumherum ganz dünne Handlungsfäden zu spinnen, die vermutlich kaum jemanden ins Kino zu locken vermögen. Denn wer will im Kino schon darüber aufgeklärt werden, wie brutal mit diesen Flüchtlingen umgegangen wird.

Der Film ist in fernsehasthmatisch kurzen Szenen mit teils harten, noch dazu akustisch verdeutlichten Übergängen gar nicht besonders kinoaffin gedreht. Eher Fernsehware würde ich sagen. Gutmenschenkino, das versucht Misstände aufzuzeigen statt eine spannende Geschichte zu erzählen; Kino eines geringen Aufwandes.

Von der Sprache her ist verwunderlich, dass spanische Polizisten makellos-langweiliges Synchronhochdeutsch sprechen, während einige afrikanische Flüchtlinge original französisch sprechen.

Zum Thema scheint von Regieseite her wenig geistiger Input geleistet worden zu sein. Fehlt nur noch, dass als Werbegag gebracht wird: 1 Euro vom Kinoeintritt kommt illegalen Afrikanern in Spanien zugute.

Die Geschichte steht da, wie ein Baum ohne Wurzeln. Man weiß nicht, wieso die Deutsche hier Ferien macht. Man weiß nicht, was José gegen die Flüchtlinge hat. Man weiß nicht, wieso die Flüchtlinge diese lebensgefährliche Flucht unternehmen. Auch sie lernt man kaum näher kennen. Bis auf den Moment, wo Zola die Geschichte erzählt, die die Begründung für die Titelgebung hergeben soll, dass es um sterbende Wale gehe. Ja, ja, afrikanische Flüchtlinge sind sterbende Wale. Oder wie?

Der Film wird niemandem weh tun, er wird niemanden aufrütteln. Er kommt mir mehr vor wie ein Flüchtlingsploitation-Movie. Denn das gute Geld damit verdient Maggie Peren und ihr Team, Subventions- und Fernsehgeld. Auch sehen die Szenen nicht unbedingt nach gründlicher Recherche aus. Mag sein, dass die Autorin ein bisschen Anekdoten gesammelt hat vor Ort. Wie die Geschichte mit dem Wasser im Mülleimer. Insgesamt kommt mir der Cast auch sehr strange zusammengewürfelt vor. Am meisten beeindruckt wie erwähnt José, dem bessere Filme zu wünschen wären.

Es ist der ganze Aufwand für die Katz, wenn die Geschichten nicht gut genug gebaut sind. Und das Werk hier lässt den Exploitation-Verdacht aufkommen, dass da jemand ein Thema gesucht habe, was Förderer, die glauben Gutmenschen sein zu müssen, nicht ablehnen können. So autmatisch sagen sie zu, wie das berühmte „Negerlein“ aus den früheren Sonntagsschulen nickte, wenn ein Kind ein Groschen eingeworfen hat. Insofern vermutlich sogar ein recht rückständiges Kino, das es nicht schafft, die Thematik verbindlich und so schmerzhaft, wie sie sein soll, zu präsentieren, sondern lediglich als Förder-Schnorrer-Produkt.

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