5 Jahre Filmjournalisten.de

Heute vor fünf Jahren ging filmjournalisten.de online, hier der erste Post. Schon interessant, wie sich der Blog seit damals gemausert hat.

Ursprünglich wollte ich einen News-Bereich für meine damals auf dem Weg zur Wiedereröffnung befindlichen Rechercheagentur speziell für Filmkritiker einrichten. Dies war im Budget für die Seite nicht drin, daher entschloss ich, das eben parallel und etwas unabhängiger als Blog laufen zu lassen.

Zu dieser Zeit war ich mächtig enttäuscht, denn im Jahr zuvor war meine Geschäftsidee vorerst gescheitert, nicht zuletzt weil sie kurz nach der Eröffnung (die war übrigens genau heute vor 6 Jahren) von einem Neider anonym torpediert worden war. Ich musste jede Menge Schadensbegrenzung bei jeder Menge Filmfirmen betreiben, bei denen ich ungerechtfertigterweise angeschwärzt worden war, teilweise mit wenig Erfolg.

Als die Wiedereröffnung meiner Seite sich aus Gründen weiter und weiter verzögerte, begann ich eben, im als News-Bereich geplanten und angelegten WordPress zu bloggen, quasi aus Langeweile. Und zwar viel eher über die Zusammenhänge zwischen Filmwirtschaft, Film-PR und Filmkritik als über Filme selbst. Bisweilen eckte ich damit an, bei Kollegen wie bei Filmfirmen, doch zum einen bin ich noch mit allem angeeckt, was ich jemals angefangen habe, und zum anderen habe ich hier nie gelogen.

Natürlich war ich lange Zeit noch grün hinter den Ohren. Heute gehe ich Texte und Berichterstattung völlig anders an, manche meiner eigenen Texte würde ich so jedenfalls heute nicht mehr veröffentlichen. Das Internet war zwar nicht neu für mich, ebensowenig das Bloggen selbst (ich hatte seit 4.2.2006 mit meinem Brottcast erste Blog-Erfahrungen gesammelt), aber das Publikum von filmjournalisten.de war ein völlig anderes.

Über die Jahre mäanderte die Seite thematisch zwischen Filmkritik und Branchenkommentaren. Heute liegt der Fokus stark auf der Filmkritik. Zum einen liegt das daran, dass zu Branchenthemen so gut wie alles gesagt ist, zum anderen hatte ich doch glatt jede Menge Beschwerden, warum es so wenig Filmkritiken auf der Webseite gibt.

Seit Stefe an Bord ist, ist das anders. Nun haben wir jede Menge Filmkritiken, und jede Menge Diskussionen zu diesen.

Ich finde das interessant. Die Nullachtfuchzehn-Filmkritik von der Stange ist nämlich ganz einfach strukturiert: Plot Summary, aber nur bis zu einem gewissen Punkt, so dass der weitere Handlungsverlauf offen bleibt („wird er die Bombe rechtzeitig entschärfen, um seine Tochter retten zu können?“), dann Kritik in der Form, dass einzelne Aspekte des Films beleuchtet werden, also Takt, Dialoge, Licht, Effekte, Ton und so weiter. Viele Kollegen machen hier den Fehler, ihre persönliche Meinung zu sehr einzubringen. Am Schluss gibt es ein Fazit, meist etwas plumpes in der Art, dass man gut was geboten bekommt für seinen Eintritt oder dass man den Film wohl mögen wird, wenn man diesen oder jenen anderen Streifen mochte. So sieht die normale Kritik aus, das lesen die Leute.

Stefe macht das nicht so. Stefe schreibt über Filme in einer Weise, als wenn Kinobesucher sich nach dem Film unterhalten. Stefe schreibt keine Kritiken, sondern wahrliche „Re-Views“. Auch sind sie massiv von der Autorenmeinung durchtränkt, sie bilden daher ein ganz eigenes Genre der fachlichen Besprechung eines Filmes. Diese Meinung ist jedoch nicht an den Text drangeklatscht, sondern aus den Erfahrungen mit dem Film entwickelt und ebenso im Text geäußert. Und es gibt jede Menge Diskussionen um Stefes Texte, inklusive persönlicher Antworten, teilweise melden sich die Filmemacher selbst zu Wort. Ich finde diese Texte toll, denn sie ermöglichen dem Leser einen anderen Blickwinkel auf die aktuellen Filme, abseits von dem üblichen „Es war einmal“-Geschwurbel. Und ich bin begeistert, dass über die Filme diskutiert wird.

Wie soll es weitergehen? Sollte ich diese Webseite monetarisieren? Die Klickzahlen ließen dies gerade so zu, die Einnahmen würden wohl ungefähr die Hostingkosten decken. Zweimal habe ich bezahlt gebloggt, diese Einträge sind übrigens mit „Kooperation“ gekennzeichnet. Die Gegenleistung war gering, aber ich war jung und brauchte den Amazon-Gutschein. Tendenziell bin ich gegen sowas, auch gegen Werbung, aber irgendwie muss die Butter ja aufs Brot. Sollte ich sonst was ändern? Inhaltlich, optisch? Habt Ihr Wünsche oder Vorschläge? Sagt es in den Kommentaren!

Für die Zukunft habe ich noch keine konkreten Pläne. Nicht, weil ich alles perfekt finde, wie es ist. Sondern, weil man natürlich erst mal ein Ziel braucht, wo man hin will. Also bleibt erstmal alles, wie es ist. Um es mit einem geflügelten Wort meiner schwäbischen Vorfahren zu sagen: „Nur id hudla!“