Das Haus der Krokodile

Louise, Cora und Viktor sind drei Geschwister mit Eltern, die wir im Film nur kurz sehen und die deshalb nicht allzu charakterisierbar sind. Denn sie fahren gerade in den Urlaub. Sonst gäb es nämlich keine spannende Geschichte zu erzählen.

Viktor ist der jüngste, ein Bub an der Schwelle zur Pubertät, wo eine irre intuitive Neugier auf erahnte Geheimnisse die Kids in schwierige Situationen bringen kann. Die beiden älteren Schwestern sind schon in einer deutlich abgeklärter sich gebenden Lebensphase.

Die Familie konnte eben in eine Wohnung in einem schlossartigen Wohnhaus mit verwinkelten Türmchen und Dachvorsprüngen und Anbauten und einem riesigen runden Treppenhaus am Rande eines Waldes, der ohne jeden Dialekthinweis das Lokalkolorit eines Spukwaldes in der Nähe von Frankfurt am Main ausstrahlt, ziehen. Denn der Onkel, der hier wohnte, ist sehr alt und nicht mehr richtig handlungsfähig, konnte seinen Haushalt nicht mehr bewältigen. Seine Wohnung ist überladen mit alten Möbeln und ausgstopften Tieren. Für Viktor ein Paradies. Obwohl er sich immer gerne in eine Art Schachtelhaus aus ausrangierten Umzugskartons verzieht und schon mal eine mentale Vorleistung für seine Spukgeschichten erbringt.

Der Übergang von der fiebrigen Kinderphantasie zur Realität lässt nicht lange auf sich warten, denn Viktor entdeckt einen Dieb im Haus, der aber spurlos wieder verschwindet. Da muss nachgeforscht werden. Viktor stösst auf ein Malbuch von einem Mädchen namens Cäcilia. Er findet heraus, dass dieses schon vor vierzig Jahren gestorben ist (1971). Er findet merkwüdige Zeichnungen, die er ohne langes Nachdenken als Hinweis auf ein Geheimnis wertet. Das setzt eine bubenfreundliche und bubenlustige Abenteuergeschichte in Gang mit merkwürdigen Krokodilzeichnungen allerorten, mit nicht ganz schalldichten Lüftungsschächten, mit waghalsigen Kletterpartien über ein regennasses schlüpfriges Dach, mit einer großen Gartenparty zum 80. des Onkels im Rollstuhl, der kaum ansprechbar ist, aber angesichts von Cäcilias Zeichnungsbuch einen Zusammenbruch erlebt, mit einer Frau Debisch im Haus, die selber schon fast wie ein Gespenst aussieht, mit einem Mitbewohner im Haus, der Herr Strichninsky heißt, was desto weniger vertrauenserweckend ist, als er eine Pistole trägt, die keiner sehen soll, mit ausgestopften Tieren aus Afrika mit Glasaugen, mit einem Herrn Opitz, der mal in Afrika war und mit einem Dachboden, in dem nicht nur die Spinnweben herrschen, mit einem Einbrecher, der eine Strumpfmaske trägt und nie Schlößer aufbricht.

Die beiden Autoren und Regisseure Cyril Boss und Philipp Stennert beweisen mit ihrem Film, dass am Rande von Frankfurt die allertollsten Spukgeschichten gedeihen können, dass Frankfurt ganz andere Dinge zu bieten hat als nur Bankenhochhäuser und Äppelwoi.

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