The Descendants – Familien und andere Angelegenheiten

Mit viel gut respirierbarem Kinoatem aufgeschäumte Geschichte über die kleinen/großen Probleme in Familie und Ehe, Seitensprung und Erbangelegenheiten breit auf die Leinwand gemalt mit der Traumkulisse Hawai und mit viel Platz fürs Gefühl von einem sicher dankbaren Publikum.

George Clooney ist der Held der Geschichte, der nicht nur ein strahlender Held ist. Klischeegeschäftsmann, der sich immer nur ums Geschäft und kaum um die Familie gekümmert hat, der das Heranwachsen seiner beiden Töchterchen, Alexandra und Scotti gar nicht mitgekriegt hat. Scotti ist in einem richtig frechen Alter und Alexandra weit weg in einem Internat, da sie es mit Drogen und älteren Männern hatte.

Clooney spielt Clooney, der hier Matt King spielt, denn auf den Mann ist Verlass, der hat seine Gefühle und Blicke abrufbereit, muss sich nicht groß auf so eine Rolle vorbereiten und ist in jedem Moment attraktiv, auch wenn er hier eine letztlich nicht ganz nachvollziehbare Wandlung vom verantwortungslosen zum sorgenden Vater darstellen muss, auch die vom skrupellosen Geschäftsmann, der sich plötzlich für das letzte Naturreservat auf Hawaii stark macht; denn damit hängt die Erbschaftsgeschichte zusammen, um die es hier geht: sein Clan, der schon ewig auf Hawaii lebte, hat von einer der früheren Königinnen von Hawai eine traumhafte Bucht geerbt; auf die sind Investoren scharf, da könnte fast eine Milliarde drin ligen; doch Clooney versemmelt am Ende seinen versammelten Cousins, die scharf aufs Geld sind, die Rechnung.

Der Anlass für die Wandlung, der ist schon klar, theoretisch zumindest. Denn seine Frau liegt seit einem Bootsunfall im Koma und wird wohl nicht mehr daraus erwachen. Clooney hat aber auch ihre Seitensprungeschichte vor lauter Geschäft nicht mitgekriegt. Das macht ihn fuchsig, wie er mit der Beschäftigung mit der Sterbenden darauf stößt und sein Jagdinstinkt schickt ihn auf die Suche nach dem Rivalen. Den wird er zur Rede stellen. Aber wie aus all dem eine Veränderung in ihm passieren wird, das ist empirisch nicht nachvollziehbar, das scheint eher frommer Wunsch der Drehbuchautoren Alexander Payne und Nat Faxon, denn step-by-styp Nachvollziehbares, weil die Clooney-Figur nicht mit einer Charaktereigenschaft vorgestellt worden ist, die den Prozess der Wandlung in Gang setzen oder bremsen oder beschleunigen könnte, die als Katalysator dienen könnte.

Das dürfte aber fürs große Publikum kein Hindernis sein, sich dem Film hinzugeben; viel handelt letztlich von Kategorien bürgerlichen Anstandes, resp. dessen Konterkarierung durch die kleine aufsässige Scottie oder die nicht minder renitente Alexandra. Dinge, über die man sich bei sich selbst und in der eigenen Umgebung höchst aufregen würde, die man aber vor der Kulisse Hawais elegant aus Distanz betrachten und reflektieren kann. Ein bisschen ist es auch Unterricht übers Ableben. Ein Arzt schildert das ganz genau. Dafür und und überhaupt für alle Szenen lässt sich der Film viel Zeit; damit auch der Zuschauer durchatmen, durchschnaufen kann. Viele werden es nachvollziehen können, wenn Alexandra dem Vater vorwirft, er habe nie Zeit gehabt, er sei immer busy gewesen. Es gibt auch Streit um die Behandlung der Sterbenden, your were puttin lipstick on a corpse.

Melodram. Sie, also die Frau von Clooney, wollte die Scheidung. Sie war drauf und dran, abzuhauen. Brian Speer heißt der Lover. Außerdem gibt’s den Freund Sid von Alexandra, der auch immer wieder die Benimmordnung in der Familie in Frage stellt. Dürfte auch vielen bekannt sein. Über Patientenverfügung wird diskutiert. Hättest Du ihr mehr Matratzensport gegeben.

Man sagt sich liebenswürdige Wahrheiten ins Gesicht, dafür sind vor allem die Kinder zuständig, aber auch Clooney seinem Rivalen gegenüber.
Shut up you motherless hore
Versammlung der Verwandten zur Ankündigung des bevorstehenden Todes, dass man die Maschinen abstellen würde.
Rührende Clooney-Rede
Lange Fahrten durch Landschaft bis in die traumhafte Bucht.
Auftritt von Julie, der Frau des Geliebeten von Elizabeth mit großem Blumenbouqet im Sterbezimmer.
In die Breite gezogen, dann muss Oma Tutu auch noch die Sterbende besuchen und glauben, es sei Queen Elizabeth, also auch ein Schuss Comedy
Sicher ein Stoff für Leute, die selbst in Ehezwängen stecken.
Sehr schöne Szene: das Verstreuen der Asche vom geschmückten Boot aus ins Meer. Dazu leichte Gitarrenklänge.
Schmachtkino?
Bürgerliches Problemmelodram um Sterben, Erben und Seitensprung und auch um Erziehung.

Das Schlussbild ist köstlich; wie bei amerikanischen Sitcoms: in der Mitte der „Bühne“ ein Sofa. Darauf zuerst Clooney, dann die eine und dann noch die zweite seiner Töchter, sie haben eine Decke über die Beine gezogen, schauen Fernsehen und essen Müsli, ein satirisches Familienbild, die Mutter ist weg, das Fernsehen ist geblieben. Die Regie besorgte Alexander Payne.

Ein Gedanke zu „The Descendants – Familien und andere Angelegenheiten“

  1. The Descendants klingt erst einmal nach nicht viel. Dann schaut man sich den Film an und wird positiv überrascht. Vor allem die „stillen“ Momente überzeugen am meisten. Eigentlich steckt sogar die Botschaft des Films in den Augenblicken in denen nicht gesprochen wird.

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