Wir sind die Nacht

Was bleibt von diesem Film nach Abzug all der visuellen Effekte, die einen schier schwindlig werden lassen (die Kamera möchte wohl einen Lichtnebel-Film machen, eine Stilübung in Flash-Fotografie) und nach all den Orchester-Schallwellen, die uns um die Ohren schwappen?

Der Eindruck,

dass die Geschichte, die ziemlich im Dunkeln bleibt, vor allem die ist, uns zu erzählen, dass hier grosses Kino gemacht werden soll,

dass es ein Vampirfilm sein soll mit selbstbewussten Frauen, eine blond, eine rot-, zwei schwarzhaarig, die im Sinne der Objekt- und Werbefotografie samt luxuriöser Wagen der Extraklasse präsentiert werden,

dass vielleicht eine Art B-Movie versucht werden soll mit öfters ins Kraut schießendem Kunstwillen,

dass noch der Anschein einer Criminal-Story gewahrt werden soll (dass aber der Stilwille immer wenn die Polizei ins Spiel kommt, merkwürdig klamm wird und nur mühsam das Bieder-TV kaschieren kann),

dass der Rhythums des Filmes, der vor allem von der den Zuschauer überrollenden Action-Dynamik bestimmt wird, bei den spärlichen Szenen mit den weither gezauberten Dialogen,  abrupt zum Stillstand kommt,

dass vielleicht vollkommen vergessen worden ist, dass der Zuschauer im Kino doch in erster Linie an Geschichten interessiert sein dürfte und nicht primär daran, einen Katalog verschiedener Möglichkeiten moderner Filmfotografie und ungewöhnlicher Locations vorgesetzt zu bekommen.

Großes Kino, das dürfte die Einsicht aus diesem Film sein, entsteht nicht primär durch Effekte, Styling und Locations,  sondern durch die Größe der Geschichte; davon kommen hier allerdings nur Fragmente an den Tag.

Am Anfang war das Licht

Diese Dokumentation über Menschen, die von sich behaupten, sich von nichts als von Licht zu ernähren, schwingt sich nach längerem Plantschen in den Seichtgebieten von Talk-Show, Pseudowissenschaft und offensichtlichen Lügen hinauf bis zu ernsthaften Fragen über die Macht und Kraft des Geistes, über das Bewusstsein und das Field of Possibilities. Der Film als Prolog zu noch zu Erforschendem.

R. E. D. – Älter, härter, besser

Älteren Herrschaften (Willis, Freeman, Dreyfuss, Borgnine, Mirren, Malkovich), die im Leben so ungefähr alles erreicht haben, was zu erreichen ist (Geld und Status und Starruhm und luxuriöses Leben), dabei zuzuschauen, wie sie auf erprobten Gleisen (die Story vom Agenten im Ruhestand) noch etwas Geld hinzu verdienen, kann, wie dieses Movie beweist, mitunter ganz vergnüglich sein, denn der deutsche Regisseur Schwentke überfordert uns mit seinem gemächlichen aber genüsslich-genauen Erzähl-Stil beileibe nicht. Spät grünt der Avocadokern.

Der grosse Kater

Ein wolkiges Gebilde, das einen immerhin so beschäftigt, dass wenn man aus dem Kino hinaustritt, ganz verwundert ist, wo man sich denn befinde. Die Dichte der Atmosphäre oder das „Beklemmende“, wie eine Zuschauerin meinte, dürfte im Wesentlichen auf drei Säulen beruhen. Die eine ist die voluminöse Filmmusik, die noch bei jedweder Szene versucht, sie gegen Ende zum Abheben zu bringen, die andere ist die fast gehauchte Voice-Over von Bruno Ganz, die so ganz vertraulich wirkt und die Ohren ohne jede Härte oder Aggressivität zu vereinnahmen versucht und die Dritte dürfte der durch die Abkunft des Autors des Romans, der dieser Verfilmung zugrunde liegt (Thomas Hürlimanns Vater war Bundesrat, also Regierungsmitglied in der Schweiz), vorgeblich exklusiv-intime Blick durchs Schlüsselloch sein, der Bericht aus dem Nähkästchen über den alltäglichen, fast königlichen Prunk – wie auch die dazu gehörigen Niederungen (wie in Romanheften – und zum Glück gehts gut aus!) – des innersten Zirkels der Macht in der helvetischen Alpenrepublik.

Wer geglaubt hat, die Schweizer könnten nur Löcher durch die Alpen bohren, wird hier eines Besseren belehrt, dass die Schweizer nämlich auch nur menscheln, selbst wenn deutsche Schauspieler sie aus Koproduktionsgründen spielen, wodurch die Swissness zur Analogswissness mutiert, aber vielleicht steckt das Kalkül dahinter, dass die Deutschen im Kino unbedingt deutsche Schauspieler Schweizer spielen sehen wollen.

Banksy – Exit Through the Gift Shop

Ein Kunststück ist es allemal, soviel Wirbel um ein Phantom zu machen – und das soll Banksy erst mal einer nachmachen, weltprominent werden, einen Film über sich drehen, eine große Kunstausstellung aus dem Nichts aus dem Boden stampfen, damit ein Geschäft machen, gleichzeitig anonym und unsichtbar bleiben und sich auch noch der Verhaftung im Überwachungsstaat Disney-Land in letzter Sekunde entziehen – so dass keinem auffällt, dass wir es hier mit einer ordentlich zusammengestellten Dokumentation zu tun haben nach dem Motto „Einen Jux will er sich machen“.

Ondine

Neil Jordan erzählt fast überiridisch schön die Geschichte vom braven Fischer Syracuse, der sich Circus nennt, und der eines Tages die sagenhafte Meerfrau im Schleppnetz findet und wie er sie in seine bescheidene Fischerhütte an der einsamen Bucht aufnimmt und sie vor seiner geschiedenen, alkoholsüchtigen Frau und dem nierenkranken Töchterchen, die in der nahen Ortschaft wohnen, verheimlichen will. Doch das kann nicht unentdeckt bleiben. Das Drama, das sich nun zwischen diesen Personen entwickelt, erzählt Jordan genauso gefühlvoll, sensibel und nicht ohne Herzlichkeit weiter, landet aber bei der Begründung der Herkunft der Meerfrau irdisch unsanft auf dem Hintern.

This Prison Where I Live

Der Film besteht aus drei ineinander geschnittenen Teilen. Teil 1: Doku über den burmesischen Stand-Up Comedian Zarganar, der zu 59 Jahren Gefängnis verurteilt ist (das Material einer früheren Arbeit von Rex Bloomstein). Teil 2: Doku über die touristischen Schönheiten Burmas. Teil 3: ein PR-Movie für den deutschen Comedian Michael Mittermeier, es ist leider so.

Der Film lässt mich dreifach nachdenklich zurück. 1. dass der Komiker in der Diktatur den viel bessern Nährboden hat, als der sogenannte Comedian in einem gesättigten Wohlstandsland, wo die Leute offenbar nur über die blödesten Blödeleien in vollen Hallen lachen, wie Mittermeier-Auftritte am Anfang des Filmes belegen. 2. die Erkenntnis, viel zu wenig zu wissen über dieses verschlossene, autokratische Land; insofern ist der Film allein schon wichtig. 3. das ungute Gefühl, was mich immer beschleicht, wenn Promis solche „guten Taten“ begehen, weil das immer auch so eine merkwürdige PR für den Promi ist, der sich bei der guten Tat ablichten lässt (Mittermeier setzt sich zuhause am PC mit dem oben erwähnten Film von Rex Bloomstein auseinander, fährt dann als Tourist nach Birma, besucht touristische Stätten und solche, an denen Zarganar gelebt und gewirkt hat und filmt von außen das Gefängnis, in dem Zarganar einsitzt).

eCarTec 2010

Die weltgrößte Messe für Elektromobilität öffnet am heutigen Dienstag in München ihre Pforten – nun schon zum zweiten Mal. Seit ihrer Premiere vor einem Jahr ist die eCarTec außerdem deutlich gewachsen.

Die Elektromobilität ist ein spannendes Thema, denn dass in absehbarer Zeit alternative Antriebssysteme zum Verbrennungsmotor gebraucht werden, ist sonnenklar. Nun gibt es ja eine abenteuerliche Fülle von verschiedenen Systemen, die sich allesamt in verschiedenen Stadien der Entwicklung befinden. Große Hoffnung wird zum Beispiel auf die Wasserstoff-Sauerstoff-Verbrennung (Knallgasreaktion) gelegt, die völlig schadstofffrei abläuft und somit im Grunde ein idealer Energielieferant wäre. Wäre Wasserstoff nur nicht so unendlich aufwendig mit der Elektrolyse aus Wasser zu gewinnen und wäre Wasserstoff nur nicht so unglaublich leicht brennbar. Alternativen dazu rangieren von der Brennstoffzelle über die Kernfusion bis zur Antimaterie bzw. der Annihilation von Materie, also der Überführung von Materie in Energie. Zugegeben, die letztgenannten Methoden sind größtenteils der theoretischen Phsyik zuzurechnen, doch gehört diese Forschung genauso hierher wie der Elektroantrieb.

Nun hat der Elektroantrieb von egal welcher Art Fahrzeug den simplen Vorteil, dass es bereits eine globale Elektro-Infrastrutur gibt. Steckdosen finden sich so gut wie überall. Also konzentrieren sich Markt und Forschung derzeit (auf lange Sicht sehe ich persönlich das eher als eine Übergangsphase) logischerweise auf die Elektromobilität, und die Anwendungsmöglichkeiten sind, wie man auf der eCarTec sehen kann, ja auch faszinierend, vielfältig und breit gefächert.

Den interessierten Messebesucher dürften obige Gedankenspiele eher wenig interessieren, und auf der Messe selbst zählt auch eher die Gegenwart als die ferne Utopie einer perfekten Welt.

Tatsächlich wird es auf der Messe neben dem Mitsubishi i-MiEV und dem Peugeot Ion auch den eRuf Stormster und natürlich den Tesla Roadster geben, doch finden sich auch andere Mobilitätsanbieter wie Elmoto und Segway. Zeitgleich findet übrigens die Materialmesse Materialica statt.

Ein Besuch der Messe, nicht nur zum Probefahren, lohnt sich garantiert, denn was ist spannender, als heute am Puls der Zeit zu fühlen, was morgen weit verbreitet sein wird? Noch dazu beim Auto, dem Lieblingskind der Deutschen?

Hier noch ein paar Impressionen aus dem Ruf Stormster: